Fakultät Maschinenwesen
Institut für Textil- und Bekleidungstechnik
Masterarbeit
Nr. 1335
Untersuchungen zum Einfluss der Polymerstruktur von
Chemiefasergarnen auf das Auftreten periodischer
Strukturschwankungen in Rundgestricken.
eingereicht von
Tran, Nguyen Hoai An
im Aufbaustudiengang Textil- und Konfektionstechnik
Betreuer:
Herr Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Wirt. Ing. Ch. Cherif
Herr Dipl.-Wirt. Ing. A. Matthes
Herr Dr. rer. nat. R.-D. Hund
Dresden, 03.04.2008
Aufgabenstellung
(Diese wird vom Betreuer ausgegeben und an dieser Stelle mit eingefügt!)
Kurzreferat
Tran, Nguyen Hoai An
Kurzreferat
Diplomarbeit
Nr. 1335
Thema:
Untersuchungen zum Einfluss der Polymerstruktur von
Chemiefasergarnen auf das Auftreten periodischer
Strukturschwankungen in Rundgestricken.
Kurzthema:
Strukturschwankungen in Rundgestricken.
Name:
Tran, Nguyen Hoai An
Fakultät:
Maschinenbau
Studiengang:
Textil- und Konfektionstechnik
Betreuer:
Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Wirt. Ing. Ch. Cherif
Herr Dipl.-Wirt. Ing. A. Matthes
Herr Dr. rer. nat. R.–D. Hund
Ausgehändigt:
05.11.2007
Einzureichen:
03.04.2008
Die Arbeit umfasst: 127 Seiten, einschließlich
65 Abbildungen,
9 Tabellen und
11 Anlagen.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Zielsetzung
Tran, Nguyen Hoai An
Zielsetzung
Unterschiede und Toleranzen bei inneren und äußeren Garnparametern sind
häufig die Ursache für periodische Strukturschwankungen bzw. Ringligkeiten
(Barré) in Rundgestricken. Im Rahmen dieser Masterarbeit werden deshalb
Zusammenhänge zwischen Garnstrukturunterschieden der Chemiefasern und im
Gestrick auftretenden Ringligkeiten analysiert. Die Grundlage sind hier physikalische, chemische und farbmetrische Untersuchungsreihen an texturierten PETSET-Garnen. Zur Bestimmung des Kristallinitätsgrades eines Garnes wird die Methode der Differential Scanning Calorimetry (DSC) eingesetzt. Die Garngeometrien
sowie die Oberflächen werden mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM) untersucht. Das Farbstoffaufnahmeverhalten wird durch Anfärbung mit ausgesuchten
Farbstoffen und anschließender farbmetrischer Auswertung charakterisiert und
beurteilt. Weitere innere und äußere Garnparameter sind durch textilphysikalische
Prüfungen zu bestimmen. Die Garne werden an einer Rundstrickmaschine verstrickt und anschließend veredelt. Rohgestrick und veredelte Ware sind in Bezug
auf Ringligkeiten zu beurteilen. Aus diesen Ergebnissen sind dann mögliche
Ursachen der Ringligkeiten in Abhängigkeit von Garneigenschaften aufzuzeigen.
Abschließend werden mögliche Vorgehensweisen zur Vermeidung bzw. Verringerung von Barré Effekten in Gestricken aufgezeigt.
Abstract
The unevenness of yarn characteristics is one of the prime causes for undesired
periodical variations on the stitch (Barré) structure of knitted products. Hence, the
aim of this research is to consider the relationship between the structural and
physical parameters of a synthetic yarn and the periodical structural variations of
corresponding knitted fabrics. In the present work, the analysis of yarn characterristics is carried out for textured PET-SET-yarns and based on a series of physical,
chemical testing. In fact, while the geometrical structure well as the surface
attribute of yarns are obtained using the Scanning Electron Microscope (SEM), the
degree of crystallization of yarn material is determined using the Differential
Scanning Calorimetry (DSC) and the dyeing behaviour is assessed by Farbmetric.
The samples are knitted on a circular knitting machine and then dyed. The
periodical structural variations of stitches of the samples before and after dyeing
were investigated and determined. The periodical structural variation associated
with a characteristic obtained from experiments was determined independently
with other parameters of yarn. The present work proposed several procedures for
avoiding and reducing the Barré effect on knitted products.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Eidesstattliche Erklärung
Tran, Nguyen Hoai An
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur unter
Verwendung der angegebenen Literatur angefertigt habe.
Dresden, 03.04.2008
...............................
Tran, Nguyen Hoai An
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Thesen
Tran, Nguyen Hoai An
Thesen
1.
Ringligkeit erscheint im Auflicht bzw. Durchlicht oft unterschiedlich.
2.
Ringligkeit in Rundgestricken sind in der Rohware in der Regel nicht immer
bzw. nicht besonders auffallend sichtbar. Sie treten häufig erst nach der
Endausrüstung deutlich in Erscheinung.
3.
Unterschiede bei inneren und äußeren Garnparametern sind häufig die
Ursache für Ringligkeit in den Rundgestricken.
4.
Eine ganz wichtige Ursache für Ringel und Streifen liegt in der unterschiedlichen Anfärbbarkeit von Filamentgarnen.
5.
Die Farbstoffaufnahme hängt hauptsächlich vom Kristallisationsgrad ab: Je
größer der Anteil amorpher Strukturen, desto höher ist die Anfärbtiefe.
6.
Präparationen sind ist Störstoffe während des Färbeprozesses.
7.
Die unterschiedliche Oberfläche der Fasern führt zu unterschiedlichen Farbeindrücken im menschlichen Auge.
8.
Garnfeinheitsunterschiede führen zu unterschiedlichen Maschenlängen in
Rundgestricken und somit zu Ringligkeit.
9.
Je geringer der elastische Rücksprung des Garns nach dem Strickprozess
ist, desto größer sind die Maschenlängen.
10. Volumenunterschiede bzw. Unterschiede in der Fülligkeit und im Bausch der
texturierten Garne können zu Ringeln und Streifen in der Maschenware
führen.
11. Texturierte Garne mit unterschiedlichen Kräuselungen im Garnverlauf sowie
von Garn zu Garn können Ringel verursachen.
12. Je höher der Reibungskoeffizient (Garn-Garn) ist, desto geringer ist der
elastische Rücksprung des Garns nach dem Stricken.
13. Ringligkeit aufgrund von Garneinkräuselungsunterschieden und Masseungleichmäßigkeit zeigt ein ähnliches Erscheinungsbild.
14. Ringligkeit kann durch eine Ursache, als auch als eine Kombination mehrerer
Ursachen entstehen. Die Trennung dieser Ursachen ist meist schwierig
15. Die Analyse der Ringligkeit ist von der Strickbindung bei Maschenwaren
abhängig.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Danksagung
Tran, Nguyen Hoai An
Danksagung
Bedanken möchte ich mich vor allem bei meinem Betreuer Herr Dipl.-Wirt. Ing.
André Matthes. Seine engagierte, kontinuierliche und freundliche Betreuung hat
diese Masterarbeit entscheidend geprägt, und die Zusammenarbeit mit ihm ist
immer sehr angenehm gewesen.
Für die gute Betreuung und Unterstützung aller chemischen Untersuchungen bei
der Abteilung Textilveredlung möchte ich mich bei meinem Betreuer Herrn Dr. rer.
nat. Rolf-Dieter Hund bedanken.
Bei Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Dipl.-Wirt. Ing. Chokri Cherif bedanke ich mich für
die Möglichkeit die Arbeit am Institut absolvieren zu dürfen.
Weiterhin möchte ich Herrn Dr.-Ing Thomas Pusch für seine Ratschläge während
der Bearbeitung der Präsentation bedanken.
Allen Mitarbeitern, insbesondere Frau Christina Elgner, danke ich für die freundliche Zusammenarbeit und ihre Unterstützung.
Ganz herzlich möchte ich mich für die finanzielle Unterstützung des Katholischen
Akademischen Ausländer Dienstes (KAAD) durch ein Stipendium bedanken, wodurch mein Studium an der TU Dresden ermöglicht wurde.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Inhaltsverzeichnis
Tran, Nguyen Hoai An
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung und Problemstellung ................................................................... 1
2
Zielsetzung und Lösungsweg ...................................................................... 2
3
Stand der Technik ......................................................................................... 5
4
Rundgestricke und Ringligkeit ..................................................................... 7
4.1 Rundgestricke ......................................................................................... 7
4.1.1 Rundstrickbindungen ................................................................... 7
4.1.1.1 Bindungselemente ........................................................... 7
4.1.1.2 Grundbindungen der Rundgestricke .............................. 10
4.1.2 Garneinsatz in Rundstrickwaren ................................................ 12
4.1.3 Polyesterfilamentgarne............................................................... 14
4.1.3.1 Herstellung von PES-Filamentgarnen ........................... 14
4.1.3.2 Eigenschaften von PES-Filamentgarne ......................... 19
4.2 Ringligkeit in Rundstrickwaren .............................................................. 21
4.2.1 Definition und Erscheinungsform der Ringligkeit ........................ 21
4.2.2 Ursachen periodischer Strukturschwankungen .......................... 22
4.2.2.1 Ungleichmäßigkeit am Garn .......................................... 22
4.2.2.2 Ungleichmäßige Strickbedingungen .............................. 25
4.2.2.3 Ausrüstungsbedingte Fehlerursachen ........................... 26
4.2.3 Prüfmöglichkeiten für Ringelerscheinungen ............................... 27
4.2.3.1 Visuelle Beurteilung ....................................................... 27
4.2.3.2 Folienabdruck ................................................................ 28
4.2.3.3 Anfertigung einer Strickprobe bzw. einer Musterkarte ... 28
4.2.3.4 Färberische Untersuchungen ........................................ 28
5
Prüfmethoden der Garneigenschaften ...................................................... 30
5.1 Farbstoffaufnahme der Garne ............................................................... 30
5.1.1 UV/VIS Spektrometer ................................................................. 30
5.1.2 Farbmetrik/Remission ................................................................ 31
5.2 Die Soxhlet Extraktion ........................................................................... 33
5.3 Infrarotspektroskopie ............................................................................ 34
5.4 Differential Scanning Calorimetrie (DSC) .............................................. 36
5.4.1 Grundlage der DSC .................................................................... 36
5.4.2 Das Messprinzip der DSC .......................................................... 37
5.5 Rasterelektromikroskop (REM) ............................................................. 40
5.6 Feinheitsbestimmung ............................................................................ 41
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Inhaltsverzeichnis
Tran, Nguyen Hoai An
5.7 Bestimmung des Kraft-Dehnungs-Verhaltens ....................................... 42
5.8 Bestimmung der Masseungleichmäßigkeiten ........................................ 43
5.9 Garnkräuselungsmessungen ................................................................ 44
5.10 Reibungsmessungen des Garns ........................................................... 45
6
Versuchsdurchführung, Ergebnisse und Diskussion .............................. 46
6.1 Vorgehensweise.................................................................................... 46
6.2 Ermittlung geeigneter Färbebedingungen ............................................. 47
6.2.1 Durchführung ............................................................................. 48
6.2.1.1 Färben von PES-Garnen ............................................... 48
6.2.1.2 Bestimmung der Farbstoffaufnahme der Garne ............ 49
6.2.2 Ergebnisse und Diskussion ........................................................ 50
6.2.2.1 Einfluss unterschiedlicher Farbstoffkonzentration ......... 50
6.2.2.2 Einfluss der Vorbehandlung........................................... 51
6.3 Einfluss der Spinnpräparation ............................................................... 53
6.3.1 Einfluss der Spinnpräparationsmenge ....................................... 54
6.3.2 Einfluss der chemischen Struktur der Spinnpräparation ............ 55
6.4 Einfluss der chemisch-/physikalischen Garneigenschaften ................... 57
6.4.1 Kristallisationsgrad ..................................................................... 57
6.4.2 Garnoberflächen ........................................................................ 60
6.4.3 Garnfeinheit................................................................................ 63
6.4.4 Kraft-Dehnungs-Verhalten (K/D-Verhalten) ................................ 65
6.4.5 Masseungleichmäßigkeit ............................................................ 68
6.4.6 Garnkräuselung .......................................................................... 70
6.4.7 Reibungskoeffizienten der Garne ............................................... 73
6.5 Verstricken ............................................................................................ 74
6.6 Umsetzungsvorschläge für die Praxis ................................................... 77
7
Zusammenfassung und Ausblick .............................................................. 78
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 80
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................... 85
Tabellenverzeichnis ........................................................................................... 88
Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................... 89
Formelverzeichnis .............................................................................................. 92
Anlagenverzeichnis ............................................................................................ 94
Strukturschwankungen in Rundgestricken
Einleitung und Problemstellung
Tran, Nguyen Hoai An
1 Einleitung und Problemstellung
In den vergangenen Jahren treten Fehlererscheinungen in den Rundstrickwaren
immer häufiger auf. Diese Problematik ist sowohl auf den Anstieg der Produktion,
die höhere Variantenvielfalt der Rundgestricke und die Verwendung von hochfeinen Garnen zurückzuführen. Übersichten über die verschiedenen Fehlerarten
sowie zweckmäßige Analysegänge bei der Aufklärung der Fehlerursachen werden
in den Literaturen [1] und [2] dargestellt.
Schwierigkeiten bereiten besonders Streifigkeiten in Maschenwaren, die in Rundgestricken im Allgemeinen periodisch in Form von Ringeln auftreten. Ringelbildungen, auch Barré bzw. periodische Strukturschwankungen genannt, sind dabei
die häufigsten Fehlererscheinungen in Rundstrickwaren. Nach Angabe der Fima
Görlitz Fleece GmbH sind diesem Fehler in der eigenen Produktion ca. 37 % der
gesamten Fehler in Rundstrickwaren zuordenbar [3].
Generell lassen sich solche Fehler auf Abweichungen in der Geometrie des
Fadens im Gestrick, auf ein unterschiedliches Erscheinungsbild des Fadenmaterials oder auf eine Kombination aus beiden Faktoren zurückführen. Die Trennung
dieser Einflussgrößen ist häufig schwierig [4].
Ringligkeiten in Rundgestricken sind in der Rohware in der Regel nicht immer
bzw. nicht besonders auffallend sichtbar. Sie treten häufig erst nach der
Endausrüstung bzw. dem Färben deutlich in Erscheinung. In diesen Fällen ist
dann der Schaden meist groß [5]. An welcher Stelle der textilen Fertigungskette
diese Fehler entstanden sind, kann in den meisten Fällen nicht geklärt werden.
Diese Unklarheit führt in der Industrie häufig zu gegenseitigen Schuldzuweisungen
zwischen der Spinnerei, Strickerei und Endausrüstung für die entstandenen Fehler
im Endprodukt.
In diesem Zusammenhang ist es natürlich wichtig zu wissen, welche Toleranzen
hinsichtlich der Garneigenschaften bzw. der Strick- und Färbebedingungen
beachtet werden müssen, um das Entstehen der Ringligkeit in Rundgestricken zu
vermeiden.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
1
Zielsetzung und Lösungsweg
Tran, Nguyen Hoai An
2 Zielsetzung und Lösungsweg
Unterschiede und Toleranzen bei inneren und äußeren Garnparametern sind
häufig die Ursache für periodische Strukturschwankungen bzw. Ringligkeit in den
Rundgestricken, die aus diesen Garnen hergestellt werden. Das Ziel dieser Arbeit
ist die Analyse der Zusammenhänge zwischen Garnstrukturunterschieden der
Chemiefasern und im Gestrick auftretenden Ringligkeiten. Außerdem sind
mögliche Ursachen von Ringligkeiten in Rundgestricken aufzuzeigen. Daraus
sollen Vorgehensweisen zur Vermeidung bzw. Verringerung von Ringligkeiten in
Rundgestricken abgeleitet werden.
Ein Garnhersteller stellte dafür 14 Spulen des gleichen Garns mit differierendem
Anfärbeverhalten zur Verfügung. Diese Garne werden zunächst unter den
gleichen Färbeprozessbedingungen veredelt, um eine mögliche eventuell unterschiedliche Farbstoffaufnahme zwischen den 14 Spulen herausfinden zu können.
Die Farbstoffaufnahme der Garne wird mit Hilfe eines Spektralverfahrens, das die
Remission bzw. die K/S Werte ermittelt, bestimmt. An welcher Stelle die Ursache
der Farbaufnahme- bzw. Anfärbbarkeitsunterschiede der Chemiegarne auftreten,
soll im Rahmen dieser Masterarbeit geklärt werden. Eine bedeutende Ursache
sind Unterschiede im Kristallisationsgrad zwischen den Garnen. Zur Bestimmung
des Kristallisationsgrades eines Garnes wird die Methode der Differential Scanning Calorimetry (DSC) eingesetzt. Die Kristallisationsgradsunterschiede zwischen
den Garnen sind erst nach dem Färben als Ringligkeit im Gestrick sichtbar. Diese
Einflüsse sind irreversibel. Spinnpräparationsunterschiede zwischen den Garnen
können auch zu unterschiedlicher Farbstoffaufnahme einzelner Garne führen. Die
Spinnpräparationsmenge wird durch das Soxhlet-Extraktions-Verfahren bestimmt.
Unterschiedliche Garngeometrien bzw. Garnoberflächen können ebenfalls
Ursache der Ringligkeit im Rundgestrick sein. Sie können mit Hilfe eines Rasterelektronenmikroskops (REM) erkannt werden.
Beim Auftreten von Ringligkeit in der Rohware können die Garneigenschaften, wie
Feinheit, Kraft-Dehnungsverhalten, Kräuselung, Masseungleichmäßigkeit, Reibungskoeffizient, ebenfalls eine Rolle spielen. Diese textilphysikalischen Garneigenschaften werden deshalb durch entsprechende, verfügbare Methoden am
ITB geprüft.
In diesem Zusammenhang werden die 14 Spulen in verschiedene Spulengruppen
aufgeteilt. Jede Gruppe besteht aus einigen Garnspulen, die eine höchstmögliche
Abweichung der entsprechenden Garneigenschaften mit gleichen bzw. ähnlichen
Farbstoffaufnahme besitzen.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
2
Zielsetzung und Lösungsweg
Tran, Nguyen Hoai An
Die ausgewählten Garne der aufgeteilten Gruppen werden an einer Großrundstrickmaschine (GRSM) verstrickt und erstmals in Bezug auf ihre Ringligkeit
beurteilt. Damit können die Ursachen eingegrenzt werden. Diese Gestricke
werden weiter veredelt. Anschließend sind die veredelten Waren erneut auf
Ringligkeit zu prüfen, um Ursache und die Toleranzen hinsichtlich auf das
Auftreten der Ringligkeit herauszufinden. Strickproben, die mit den Ringligkeiten
behaftet sind, werden durch eine visuelle Beurteilung bestimmt.
Das Lösungsprinzip, das in dieser Arbeit für das Problem „Ringligkeit“ angewendet
wird, ist in Abb. 2-1 schematisch dargestellt.
PET-SET-Garn (14 Spulen)
Waschen
Färben
Färben
Vergleich
farbmetrische Daten
Auswählen von Garnen für weitere Untersuchungen
(einige Spulen aus 14 Spulen)
Präparationsunterschiede
ja
nein
Chemische-/ physikalische
Garneigenschaftenunterschiede
nein
ja
Auswählen Garne zum Verstricken
Strukturschwankungen in Rundgestricken
3
Zielsetzung und Lösungsweg
Tran, Nguyen Hoai An
Ausgewählte Garne mit
- Spinnpräparationsunterschieden
- Kristallisationsgradsunterschieden
- Masseungleichmäßigkeiten
- Garnkräuselungsunterschieden
- usw.
neue ausgewählte Garne
zum Verstricken
Verstricken
Ringligkeit
nein
keine Ringligkeit
in der Rohware
nein
keine Ringligkeit in
der gefärbten Ware
ja
Färben
Ringligkeit
ja
Einfluss der Garneigenschaften
und ihre Toleranzbereiche bzgl.
Ringligkeit in der gefärbten Ware
Abbildung 2-1: Lösungsweg
Legende:
Sinnbild
Bedeutung
Sinnbild
Bedeutung
Start / Ende
Start / Ende
Fließlinie
Ausführung
Ausführung
Fließlinie jeder
Garneigenschaften
Strukturschwankungen in Rundgestricken
4
Stand der Technik
Tran, Nguyen Hoai An
3 Stand der Technik
Seit mehreren Jahren ist die Produktion von Rundstrickwaren vor allem aus hochfeinen Glattgarnen bzw. hochfeinen texturierten Garnen kontinuierlich gestiegen.
Neben der steigenden Quantität von Maschenwaren bleiben allerdings immer
noch viele Probleme bei der Qualität. Maschenwaren sind heute nur konkurrenzfähig, wenn sie innovativ sind und in höchster Qualität gefertigt werden.
Einer der meisten Fehler in Rundstrickwaren sind Ringligkeiten die auch als periodische Strukturschwankungen bzw. Barré bezeichnet werden.
Trotz der vielfältigen Anstrengungen durch die Faser- bzw. Garnhersteller, Texturierer und Stricker, den eigenen hohen Qualitätsstandard während des jeweiligen Herstellungs- und Verarbeitungsprozesses aufrechtzuerhalten, ist die Ringligkeit in Rundstrickwaren noch ein großes Problem [6].
Ringligkeit erscheint im Auflicht bzw. Durchlicht oft unterschiedlich. Häufig ist
diese Ringligkeit erst unter gewissen Blickwinkeln zu erkennen oder es zeigen
sich unter verschiedenen Blickwinkeln unterschiedliche Erscheinungsformen. Im
Einzelfall ist es schwierig genau zu sagen, wo der Ringel ist [7]
Im weitesten Sinne ist jede Ringligkeit die Folge geringfügiger Reflektionsunterschiede zwischen den Garnen in einer Gestrickkonstruktion. Diese Unterschiede
verursachen hellere oder dunklere Banden bzw. Streifen (Ringel). Jeder Mechanismus, der die Garnreflektion in einer Strickware verändern kann, stellt eine
potentielle Ringelursache dar [6].
Wegen vielfältiger Arten und Erscheinungsformen der Ringligkeit ist eine sofortige
Zuordnung zu den jeweiligen Fehlerursachen selbst durch Fachleute nicht mehr
möglich. Diese Zuordnung kann deshalb meist erst nach entsprechenden Untersuchungen erfolgen.
Was im Einzelfall als unbedeutende oder als wesentliche Strukturschwankung
bezeichnet wird, ist sowohl abhängig vom Einsatzzweck als auch von den Maßstäben, die das Qualitätsniveau bilden. Am objektivsten kann eine Orientierung
nach dem Einsatzzweck bezeichnet werden. Wenn in einem fertig konfektionierten Kleid keine Strukturschwankungen erkannt werden, obwohl im Strickprozess
eine ganz geringfügige Strukturschwankung auftrat, dann kann aus diesem
Zusammenhang festgestellt werden, dass eine solche Ringligkeit unwesentlich ist.
Ringligkeiten sind in der Rohware in der Regel nicht immer oder nicht besonders
auffallend sichtbar. Sie treten häufig erst nach dem Färben bzw. der Endausrüs-
Strukturschwankungen in Rundgestricken
5
Stand der Technik
Tran, Nguyen Hoai An
tung in Erscheinung. Nun besteht die Frage, welche Ursachen hierfür vorliegen
bzw. wer für diesen unerwünschten Effekt verantwortlich ist [5].
Es ist allgemein bekannt, dass bei der Weiterverarbeitung von PES- Glattgarnen
oder auch texturierten SET-Garnen besonders die glatten Bindungen ringelgefährdet sind. Hier führen Material-, Maschinen- und Bedienungsfehler sehr
schnell zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Strukturschwankung, die
zur Deklassierung der Ware führen kann. Je mehr strukturiert oder gemustert eine
Rundstrickware ist, desto weniger ist sie für Ringligkeiten anfällig. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass von den Polyestergarnherstellern in bestimmten Fällen
gewisse Einschränkungen im Einsatz gemacht werden.
Spinndüsen-Spinnschacht-Bereiche sind Quellen von Ungleichmäßigkeiten beim
hochkapillarigen PES- Stapelfaserserspinnen [26]. Das Auftreten des BarréEffektes beim Färben vom Rundgestrick ist von der thermischen und mechanischen Behandlung während des SET-Prozesses abhängig [31]. Weitere Fehlerquellen liegen im Strickvorgang selbst, speziell im Bereich der Fadenzuführung zu
den Strickorganen. Darüber hinaus haben die Färbeprozesse einen Einfluss auf
das Auftreten der Ringligkeit in Rundgestricken.
Die Ursachen von Ringligkeiten in Rundgestricken sind vielfältig und können in
drei Hauptgruppen unterteilt werden [1, 2, 4, 5, 7, 16, 17, 22, 28, 29, 30, 32, 33,
34]:
-
-
-
Ungleichmäßigkeiten im Garn, die durch Bearbeitungsprozesse eines
Garns verursacht werden. Z.B. Polymerisation, Verstrecken, Texturieren…
Aufmachung. Die Untersuchung dieser Fehlerquellen stellt das Hauptziel
dieser Arbeit dar,
Ungleichmäßige Strickbedingungen, die durch alle Einrichtungen der
Rundstrickmaschine verursacht werden. Z.B. Fadenführer, Nadeln …
Warenabzug,
Ungleichmäßige und ungeeignete Färbebedingungen, die durch Vorbehandlung- und Färbeprozesse verursacht werden. Z.B. Waschen,
Avivieren, …, Färben,
Ringligkeiten entstehen sowohl als Folge einer der oben genannten Ursachen
auch als eine Kombination mehrerer Ursachen. Diese Arbeit konzentriert sich
allerdings nur auf die Unterschiede bei inneren und äußeren Garnparametern, die
häufig zu Ringligkeit führen. Es wird vorausgesetzt, dass die Strick- und Färbebedingungen bei den Versuchen für alle Garne identisch sind.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
6
Rundstrickwaren und Ringligkeiten
Tran, Nguyen Hoai An
4 Rundgestricke und Ringligkeit
4.1 Rundgestricke
Rundgestricke bzw. Rundstrickwaren werden mit Rundstrickmaschinen hergestellt. Sie gehören zu den textilen Flächengebilden Querfadenwaren, welche
neben Webwaren die zweithäufigsten textilen Flächengebilde überhaupt sind. In
der Abb. 4-1 ist eine schematische Einordnung der Rundgestricke zu sehen.
Textile Flächengebilde
Maschenwaren
Querfadenwaren
Gestricke (G)
Rund. G.
Webwaren
Längsfadenwaren
Kuliergewirke
Flach. G
Abbildung 4-1: Einordnung der Rundgestricke in die textilen Flächengebilde
Zur Herstellung von Rundstrickwaren sind meist einzeln bewegliche Zungennadeln kreisförmig angeordnet. Die maschenbildenden Fäden laufen in horizontaler
Richtung. Die Rundstrickwaren können aus einem Faden (ein System) oder
mehreren Fäden gleichzeitig (mehrere Systeme) hergestellt werden. Ringligkeit in
Gestricken kann dabei nur bei der Verarbeitung mehrerer Fäden gleichzeitig
entstehen.
4.1.1 Rundstrickbindungen
4.1.1.1 Bindungselemente
Jede Strickbindung besteht aus verschiedenen Bildungselementen, die miteinander kombiniert werden können.
•
Masche
Maschen werden aus ineinander hängenden Fadenschleifen gebildet. Die Masche
weist zwei obere und zwei untere Bildungsstellen auf und sie besteht aus einem
Kopf, zwei Schenkeln und zwei Füßen. Die folgende Abb. 4-2 stellt ein Modell
einer solchen Masche und Maschenschleife dar.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
7
Rundstrickwaren und Ringligkeiten
a) Masche
Tran, Nguyen Hoai An
b) Maschenschleife
Abbildung 4-2: Maschen und Maschenschleife [1, 8, 52]
Je nach Lage der unteren Bindungsstellen werden linke und rechte Masche unterschieden. Bei einer rechten Masche liegen die Füße unterhalb und die Schenkel
oberhalb des Kopfes der vorhergehenden Masche. Bei einer linken Masche liegen
die Füße oberhalb und die Schenkel unterhalb des Kopfes der vorhergehenden
Masche (Abb. 4-3).
a) Rechte Masche
b) Linke Masche
Abbildung 4-3: linke und rechte Masche [1, 8, 52]
Nadelmasche
Platinenmasche
Abbildung 4-4: Nadelmasche und Platinenmasche [1, 8, 52]
Strukturschwankungen in Rundgestricken
8
Rundstrickwaren und Ringligkeiten
Tran, Nguyen Hoai An
Je nach maschenbildendem Element werden Nadelmasche und Platinenmasche
unterschieden. Die Nadelmasche besteht aus dem Kopf und den beiden Schenkeln einer Masche. Die Platinenmasche setzt sich aus den Maschenfüßen zweier
nebeneinanderliegenden Maschen zusammen (Abb. 4-4).
•
Henkel
Das Bildungselement Henkel besitzt nur zwei obere Bindungsstellen. Der Henkel
wird durch nicht Abschlagen der alten Maschen gebildet. Henkel haben einen
Einfluss auf die Eigenschaften der Maschenwaren, Beispielsweise ist eine
Maschenwarenstruktur umso luftdurchlässiger, je mehr Henkel sie enthält. Ein
solcher Henkel an Rundstrickwaren ist in der Abb. 4-5 zu sehen.
•
Flottung
Das Bildungselement Flottung besitzt weder Kopf- noch Fußbindung. Sie ist eine
Fadenstrecke, die sich in Richtung der Maschenreihen über Maschenstäbchen
erstreckt und durch Maschen oder Henkel begrenzt wird (Abb. 4-5).
Henkel
Flottung
Abbildung 4-5: Henkel und Flottung [1, 8, 52]
•
Schußfaden
Ein Schußfaden ist ein Einlegefaden, der von Bindungselementen gehalten wird
und in Richtung der Maschenreihen verläuft (Abb. 4-6).
•
Stehfaden
Ein Stehfaden ist ein Einlegefaden, der durch querlaufende Fäden anderer
Bindungselemente gehalten wird und in Richtung der Maschenstäbchen verläuft
(Abb. 4-6).
Das tragende Gerüst einer Maschenware wird immer aus Maschen gebildet.
Durch Kombination mit anderen Bindungselementen können die Eigenschaften
der Rundgestricke beeinflusst werden.
Strukturschwankungen in Rundgestricken
9
Rundstrickwaren und Ringligkeiten
Tran, Nguyen Hoai An
Abbildung 4-6: Schußfaden und Stehfaden [1, 8]
4.1.1.2 Grundbindungen der Rundgestricke
Die Basisvarianten der Rundgestricke werden als Grundbindungen bezeichnet.
Die vier folgenden Grundbindungen in Anlehnung an DIN 62050 unterscheiden
sich durch die Art der wechselnden Anordnung rechter und linker Maschen in der
Maschenreihe bzw. in den Maschenstäbchen.
•
Rechts- Links (RL)
RL- Maschenwaren haben auf der einen Warenseite nur rechte Maschen und
auf der anderen Seite nur linke Maschen. Das heißt, dass auf der rechten
(vorderen) Seite der Grundbildung RL die V-förmigen Maschenschenkel sichtbar sind, auf der linken (hinteren) Seite die Maschenbögen sichtbar sind (Abb.
4-7).
Diese Grundbindung wird meist für T-Shirts verwendet. Sie verfügt über gute
Elastizität und Dehnbarkeit in beiden Richtung. Allerdings besitzt sie wegen der
dynamischen Maschenstruktur an den Kanten eine Einrollneigung.
Abbildung 4-7: Rechts- Links Grundbindung [1, 8, 52]
Strukturschwankungen in Rundgestricken
10
Rundstrickwaren und Ringligkeiten
•
Tran, Nguyen Hoai An
Rechts- Rechts/ Ripp (RR)
Auf der Schau- und auf der Rückseite wechseln sich rechte und linke Maschen
in der Maschenreihe ab. Die V-Form der rechten Maschen ist sichtbar, die
Bögen der linken Maschen erst nach dem Dehnen der Maschenwaren in Querrichtung (Abb. 4-8).
Abbildung 4-8: Rechts- Rechts Grundbindung (Ripp) [1, 8, 52]
Diese Ripp auch als eine bezeichnete RR- Grundbindung ist gut für Ränder
und Bündchen geeignet. Sie besitzt eine hohe Querelastizität und eine feste
Struktur in der Maschenware.
•
Rechts- Rechts- Gekreuzt/ Interlock (RRG)
Auf der Schau- und Rückseite sind nur rechte Maschen sichtbar. Die linken
Maschen liegen „ im Inneren“ der Maschenware. Eine Maschenreihe RRG
besteht aus zwei Maschenreihen RR (Abb. 4-9).
Abbildung 4-9: Rechts- Rechts Gekreuzt (Interlock)
Strukturschwankungen in Rundgestricken
11
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