L U Ậ N V Ă N T H Ạ C s ĩ ( M .A )
Đê xâ y d ự n g ch ư ư n g trình g iản g d ạ y m ôn th ự c
hành tiến g g ia i đoạn c ơ s ở tại khoa tiếng Đ ứ c Đại học ngoại n g ữ Hà n ộ i
«lllllllllllllllllli
000018390
Zur Entwicklung eines Teilciirriculuins für den
Sprachunterricht im Grundstudium in der Sektion
"Deutsche Sprache” - Frenidsprachenhochschule Hanoi,
Vietnam
M a s t e r n rbeit
M aster - A ufbaustudiengang
Fachbereich G erm anistik
Fachgebiet 'Deutsch als Frem dsprache'
Universität - GhKasscl
Frstgutachtcr : Prof. Dr. G erhard N euner
V orgelegt von :
D uong I hi, Viet Thang
N ora-I’latiel-Str. 10/125
34127 Kassel
Kassel, M ärz 1999
(r
.
TRUNG TÄM
Ich m öchte Herrn Prof. Dr. Gerhard Neuner für seine sorgfältige fachliche Betreuung und
Frau Stefanie Neuner für ihre unerm üdliche 1lilfe meinen aufrichtigen Dank aussprechen.
Mein herzlicher Dank gilt auch dem KA AD , vor allem dem Asienreferat für die finanzielle
Unterstützung.
INHALT
K inlcitiing.....................................................................................................................................
..
1
Ü berblick über das Stiidimii ¡ 1 1 1 der Sektion „Deutsche Sprach e“
Teil I.
Hanoi, Vietnam
1.
H istorische A ngaben über die S e k t io n ................................................................
..3
2.
Studienbczogcne Faktoren.......................................................................................
..4
2.1
L ernzeit...............................................................................................................................
..4
2.2.
L e rn in h a ll..........................................................................................................................
..4
2.3.
Prüfungsordnung und angestrebler Abschluß ........................................................
..6
3.
Die deutsche Sprache mit vietnamesischen S t u d e n t e n ..................................
.. .7
3.1.
B eschreibung der Zielgruppc ................................................................................
..7
3.1.1.
A lle ru n d H e r k u n ft................... .................................. ..............................................
..7
3.1.2.
Fremdsprachenkenntnissc der S tu d e n te n ............................................................
..9
3.1.3.
Lcrnverlmlten der S tu d e n te n ...................................................................................
.. . 9
3.2.
Interesse der Dcutschstiidicrcndcn an der Sprache und Deutschland .
13
3.2.1.
Lernmotivation der Studierenden...........................................................................
13
3.2.2.
Deulschlandbilder bei den Studierenden .............................................................
15
Ausbildungsniveau und LclireiTiihi iingcn der L e ln lm iflc der Sektion
18
4.
5.
L elm v crk e im G r u n d stu d iu m ...............................................................................
I eil II.
20
Überlegungen zur Entw icklung eines Teilcurriculum s für den
Sprachunterricht im G rundstudium
1.
Definition dos Begriffs „C urriculu m “ ...............................................................
1.1.
Das vorliegen de Curriculum für das G rundstudium
23
im Fach Deutsch
-Frem dsprnchcnliochschule Hanoi, V ietnam ...................................................
25
1.1.1.
Institutionelle L nlw icklungsprinzipien..................................................................
25
1.1.2.
Zielsetzung und Abschluß ........................................................................................
25
1.1.3.
Lehrplan für den Sprachunterricht im Fach Deutsch..........................................
26
1.2.
Beispiele aus einigen Curricula in anderen Ländern zum Vergleich....
29
1.3.
A llgem eine A usw ertungen der Sprachkom pctcnz der Studierenden....
32
1.3.1
I heorelisehc Gründe liir die Durchführung des T e s t e s ......................................
32
1.3.2. Darstellung des T eslerg cb n ises.................................................................................
32
1.3.2.1.
I lö rv c rste h e n ...................................................................................................................................33
1.3.2.2.
I .cscvcisichen ................................................................................................................................ 34
1.3.2.3.
C iram m atikstruktur........................................................................................................................34
1.3.3.
Spezifische Schwierigkeiten dir die Studierenden im gesamten l e s t ............................ 35
1.3.4.
Auswertungen der Sprcch- und Schreiblahigkcit der S tudenten......................................35
1.3.4.1.
Sprechnihigkeit............................................................................................................................... 35
1.3.4.2.
Schreibfahigkeit..............................................................................................................................38
1.4.
Fehleranalyse und -Ursachen.................................................................................................. 39
2.
Theoretische Überlegungen zur G estaltung eines neuen T e ilc u r r ic u lu in s........ 48
.3.
Einige K ahm cnhcdiiigungcn für das neue T c ilc iir r ic iilu m ........................................ 50
3.1.
Allgem eine L e rn ziele..................................................................................................................50
3.1.1.
LernzieldeHnition und neue Zielsetzungen des I;rcm dsprachenunlcrrichts..................50
3.1.2.
Lernziele für die vietnamesischen D cutschsludcnten.......................................................... 51
3.2.
Spezifische A nforderungen an die S tu d ie r e n d e n ........................................................... 62
3.2.1.
Sprachsystembezogenc A n fo rd eru n g e n .................................................................................. 62
3.2.2.
Fertigkeitsbezogene Anforderungen......................................................................................... 63
3.2.3.
Autonomes L e r n e n ........................................................................................................................ 65
3.2.4.
Inlcrkullurelles L e r n e n ................................................................................................................. 71
.3.3.
Didaktische Überlegungen zur Untei riehtsvorbcreitung............................................75
(Am Beispiel des Spreeliuntcrrielits)
4.
Z u sam m en fassu n g............................................ .........................................................................79
Anhang
Literaturverzeichnis
rciNLRITIINC :
Das Them a „ C u rriculum enlw icklung“ für den Frcmdsprachenunterricht im allgemeinen
und für den D eutschunterricht im besonderen hat in den vergangenen Jahren eine
erhebliche
B edeutung
in
der
Frem dsprachendidaktik
und
-methodik
gewonnen.
Traditionell w urde tler G egenstand der Curriculum entw icklung bzw. -Forschung oft fTir die
europäischen Länder, in denen Frem dsprachen als die zweitwichtigste Sprache nach der
M uttersprache bezeichnet w erden, untersucht. Im Gebiet „Deutsch als Frem dsprache“
haben die D idaktiker in der vergangenen Zeit auch damit angefangen, das Lehren und
Lernen der d eutschen Sprache in zielsprachenfernen Ländern, z.B. in Asien, zu erforschen.
Vor ihnen eröffnet sich ein neu zu entdeckendes Gebiet, in dem viele Überraschungen und
interessante Punkte erw artet werden.
In der vorliegenden Arbeit w urde versucht, sich mit dem Thema „C urriculum entw icklung“
am Beispiel von V ietnam , w o die deutsche Sprache l a g für la g im m er m ehr Lerner
anzieht, zu beschäftigen. Die gesam te Arbeit wird hauptsächlich in zwei große Teile mit
verschiedenen kleineren A bschnitten g e g li e d e r t :
1.
Ü berblick über das Studium in der Sektion „D eutsche Sprache“ Hanoi,
Vietnam .
Dieser A bschnitt w urde am A nfang der Arbeit cingeführt, weil er die sogenannten
„m ittelbaren und
subjektiven
Faktoren“ für die Gestaltung eines Curriculums
beinhaltet. In diesem A bschnitt wird den Lesern u.a. darüber berichtet, seit wann und
warum
die
deutsche
Frem dsprachenhochschulc
Sprache
Hanoi
in
der
Sektion
untcrrichtct
wird.
„Deutsche
Daneben
Sprache“
enthält
er
der
auch
zahlreiche Inform ationen über die Zielgruppe, die sich mit dieser Sprache beschäftigt
und über die Lehrkräfte bzw. die verw endeten Lehrwerke im Deutschunterricht.
2.
Ü b erlegungen
zur
E n tw icklung
eines
Tcilcurriculuin.s
für
den
S prachun tcrriclit im G ru n d stu d iu m .
Dieser Teil bestellt aus einer theoretischen sowie einer praktischen Analyse, die
unm ittelbar
die
E ntw icklung
beeinflussen. Es geht in diesem
eines
Curriculums
für
den
Deutschunterricht
Teil zwar nur um ein Teilcurriculum, d.h. ein
Curriculum für den Sprachunterricht, in dem die vier wichtigen Fertigkeiten für den
f'rcm dsprachenerw crb (Sprechen, Lescverstchen, Schreiben, I Iörverstehen) in den
M ittelpunkt gesetzt werden. Zu den behandelten Bestandteilen gehören z.B. der
Sprachsland der Lerngruppc, die
Lernzielbestim mung und
die entsprechenden
Anforderungen an die I,einer elc.
Diese Arbeit zielt in erster Linie da ra u f ab, einige grundlegende Überlegungen zur
Entwicklung eines Curriculum fiir den Unterricht Deutsch als Fremdsprache in Vietnam
anzustellen und legt deswegen kein vollständiges Curriculum vor. Sic konzentriert sich nur
auf die wichtigsten
Faktoren, die eventuell
Vorschläge bzw.
Anregungen
für die
Deutschlehrer in Vietnam bringen könnten. Die Arbeit umfaßt auch einen Anhang, in dem
Beispiele wie z.B. ein Sprachlest für Studenten, einige Aufsätze der Deutschstudierenden
im zweiten Semester oder Vorschläge a u f Unterrichtsvorbereitung etc. abgebildet werden,
damit die im vorderen Icil vorgcstclltc Situation des Lehrcns und Lernens der deutschen
Sprache in Vietnam veranschaulicht werden kann.
Teil I.
Ü b e r b li c k ü b e r d a s S t u d i u m sin d e r Se kt io n D e u t s c h e S p r a c h e
Hanoi,
1.
V ie t n a m
H is to r is ch e A n g a b e n ü b er die Sekt io n
Den Beginn der vorliegenden Arbeit macht ein Überblick über dns Studium und die
Situation
der
deutschen
Sprache
in
der
Sektion
„Deutsche
ITcmdsprachcnhochsclnile Hanoi, Vietnam, weil die lixislenz
Sprache“
der
dieser Sektion und ihre
lange Ausbildungstradition hier in Deutschland und im Gebiet „Deutsch als Fremdsprache“
noch nicht bekannt ist.
Es überrascht vermutlich viele, die etwas mit dem
Fach „G erm anistik“ im allgemeinen
und mit dem Gebiet “ Deutsch als Fremdsprache“ im besonderen zu tun haben, daß die
deutsche Sprache bereits seit den 50er Jahren in Vietnam unterrichtet und gelernt wird.
Zusam m en mit der wachsenden Zahl der vietnamesischen Studenten, die ftlr ein Studium
in der ehemaligen DDR vorgesehen waren, wurde 1966 die Sektion „Germ anistik“ an der
Hochschule für Fremdsprachen Hanoi gegründet. Nach 10 Jahren selbständiger Existenz
wurde sic 1978 als Fachbereich Deutsch in der Sektion für Europäische Sprachen
derselben Hochschule integriert. Nach dem Fall der Berliner M auer 1989 und dem
Z usam m enbruch des Ostblocks wurde die Sektion Itir Europäische Sprachen aufgelöst und
die Deutschlehrerinnen standen vor der Aufgabe, die Sektion „Deutsche Sprache“ wieder
zu
gründen
und
das
traditionelle
Deutschlchren
sowie - le rn e n
in Vietnam
nicht
unterbrechen zu lassen. Bis 1990 haben in der Sektion „Deutsche Sprache“ der Hochschule
für Fremdsprachen Hanoi über 25.000 Vietnamesen eine Deutschintensiv - Ausbildung
gemacht.
Dazu
zählen
auch
40
Diplome
„Deutsche
Sprache“
ftir Deutschlehrer,
Dolm etscher und Übersetzer.
Seil 1991 konzentriert sich die Sektion als das größte Zentrum der deutschen Sprache im
ganzen Fand a u f die A usbildung von Deutschlehrern, Dolmetschern und Übersetzern, die
ihr Studium mit einem Diplom abschließen.
Um über die Existenz und die Aufgabe der Sektion „Deutsche Sprache“ klarer informieren
zu können, wird
im folgenden T'cil jed e r einzelne Funkt erläutert, damit man einen
deutlichen Überblick über die deutsche Sprache in Vietnam bekom m en kann. Die
einzelnen Funkle haben keine andere Funklion als eine Einleitung für den wichtigsten Teil
dieser Arbeit.
Diese nachkom m enden
Erläuterungen dienen
als Grundlage
Air die
Überlegungen, wie ein T cilcunieulum Itir den Deutschunterricht im Grundstudium,
das
bisher nur a u f Vietnamesisch entwickelt worden ist, a u f Deutsch gut und angemessen
gestaltet werden kann. Dabei sollen folgende Faktoren besonders bcachlet werden:
a. Die Analyse der sludienbezogenen Faktoren des vorhandenen Curriculums und
b.
2.
2.1.
die ziclgruppenbezogenen Merkmale.
St udi cnfo ezo ge nc Fa k tor en
L er nz e it
Wie es vorher schon erwähnt wurde, konzentriert sich die Sektion „Deutsche Sprache“ in
Hanoi -V ietn a m seit 1991 a u f die Ausbildung der Deutschlehrer, Dolmetscher und
Übersetzer, die alle die gleiche Studienzeit von vier Jahren absolvieren müssen. Nach dem
Abitur können sich die Abiturienten um eine Zulassung an der Hochschule bewerben.
Vorausgesetzt werden aber keine Dcutschkcnntnisse, weil Deutsch in keiner Oberschule in
Vietnam unterrichtet wird, sondern das Bestehen der A ufnahm eprüfung in drei Fächern
Literatur, M athematik und einer ausgcwählten Fremdsprache (z.B. Englisch, Französisch
oder Russisch), ln anderen Sektionen (z.B. Sektion für Russische oder Französische
Sprache) haben die Studienanfänger einen leichteren Start in das Studium , weil sie vorher
a u f der Oberschule schon Sprachkenntnissc in Russisch oder Französisch erw orben haben.
Deshalb können diese gleich am A nlang des G rundstudium s neben sprachpraktischen
Stunden auch sprachsystem bezogene Fächer studieren. Im Gegensatz dazu m üssen die
Deutschlernenden unbedingt einen Vorkurs Deutsch nehmen, sehr intensiv mit 20 Stunden
pro W oche.
Kom m ilitonen
Es gibt für sie keine andere
der
anderen
Sektionen
Wahl, weil sic das Studium wie ihre
abschließen
müssen.
Diese
Situation
ist
wahrscheinlich für andere Dcutschlerncnde in anderen Ländern oder aus dem vertrauten
Kullurkreis nicht leicht zu begreifen. Trotz ungünstiger Lernbedingungen arbeiten die
vietnamesischen D e u ts c h la n d ' imm er Tag für
la g hart llir ihr Studium. Wie ihre
Studienleislungcn aussehen, wird in nächsten Kapiteln genauer behandelt.
2.2.
Lerninliiiit
Das gesam te Studium in der Sektion „Deutsche Sprache“ um faßt einen Vorkurs und sieben
Semester, und wird in zwei Stufen unterteilt : Grund- und I Iauptstudium. Deswegen sind
die Lerninhalte jed e r Phase unterschiedlich. Es existiert an vietnamesischen Hochschulen
im allgemeinen und an der Hochschule für Fremdsprachen im besonderen noch keine freie
2.3.
P r ü f u n g s o r d n u n g mul ¡in gcs trehfc r A b s c h l u ß
Da das Lehrprogramm der Sektion von der I loeliscluilleitung bestimmt und überprüft wird,
hat es auch die gleiche Prüfungsordnung wie das der anderen Sektionen. Voraussetzungen
lür die Prüfungskandidaten sind z.B. wie folgt voi geschrieben :
1.
Kr d arf nicht
m ehr
als
30%
der
gesamten
Unterrichtsstunden
2.
Kr muß alle Hausarbeiten sowie Hausaufgaben erledigen
versäumen.
(mit möglichst ständiger
Kontrolle der Lehrperson).
Im Grundstudium haben die Studierenden nach jed e m Sem ester eine offizielle Prüfung
abzulegen, deren Them en und Inhalte von Lehrern ausgewählt und von der Abteilung lur
Ausbildung der I lochschule geprüft und gestempelt werden. Die N otengebung übernehm en
die Deutschlehrer in der Sektion und sic wird wieder von der gleichen Abteilung
aufgelistet. Die Prüfungen sollen im Grundstudium sowohl
aus einem m ündlichen als
auch aus einem schriftlichen feil bestehen. Im Ilauptstudium haben die Lehrer das Recht
aul
ihr
Lehrfach, d.h. sie können die Prüfung oder Klausur in ihrem Fach selbst
organisieren und
danach der Abteilung für Ausbildung milteilen, w ann die Prüfung
stattfindcn soll und wann die Noten bekanntgegeben werden dürfen.
Am Kndc des Studium s müssen die Studierenden, die alle einzelnen Prüfungen und
Klausuren während des Studium s bestanden haben, das Staatsexamen machen. Sic m üssen
das Kxamen in 3 Fächern ablegen, nämlich in Sprachwissenschaft, Übersetzen und
Dolmetschen ( Deutsch - Vietnamesisch und Vietnam esisch - Deutsch). Das endgültige
Krgebnis des 4jährigen Studium s wird aus den Noten des Staatsexam ens und den Noten
des ganzen Studium s im durchschnittlichen Verhältnis 1:1 bewertet.
Wenn die Studierenden der Sektion Deutsche Sprache das Staatsexam en mit Erfolg
bestanden
haben, erhalten
sie das
Diplom
der Deutschen
Sprache, das von dem
Hochschulrektors im Namen des M inisterium s für Erziehung und A usbildung ausgestellt
wird. Mit dem Diplom - Zeugnis können sic sich im Prinzip, je nach W unsch oder
Bedürfnis, um einen Job erwerben. Aber a u f dem beschränkten Arbeitsm arkt ist es nicht
einfach, mit einem einzigen Zeugnis in der jetzigen wirtschaftlichen Situation in Vietnam
einen Arbeitsplatz zu bekom m en. Die Absolventen sollen während ihren I Iauptstudiums
noch Kenntnisse in einer oder zwei anderen Fremdsprachen, die im Vergleich mit Deutsch
mehr verlangt wird wie Knglisch oder Französisch, erwerben. Erst danach können sie einen
sicheren W eg zu ihrer zukünftigen Berufskarriere linden.
3.
Die d e u t s c h e S p r a c h e mit v i e t n a m e s i s c h e n S t u d e n t e n .
3.1.
Beschreibung der Ziclgruppe
3.1.1. A lt e r mul H e r k u n f t
Gemäß der Verfassung der Sozialistischen
Republik
Vietnam
über das Recht a u f
Schulbildung und Hochschulausbildung der Vietnamesen sollen Kinder mit sechs Jahren
zur Schule gehen. Die gesamte Schulbildung dauert im Regel 12 Jahre und deswegen kqnn
man mit 18 Jahren den I Iochschulzugang erreichen. Die Deutschanfänger in der Sektion
„Deutsche Sprache“ sind normalerweisc „frischgcbackcne“ Abiturienten, die sofort mit
dem Studium anfangen wollen.
Wenn sic das ganze Studium ununterbrochen und
problemlos durchfuhren, können sic schon mit 22 ihr Abschlußzeugnis in der Hand haben.
Wenn man das ßxam ensaltcr der Vietnamesen mit dem der westlichen Studierenden
vergleicht, ist ein sehr großer Abstand zu sehen.
W enn man Deutschland als Beispiel
nimmt, sind
„deutsche Hochschulabsolventen nach einem durchschnittlich 7 Jahre dauernden 1
Studium mit knapp 28 Jahren fast 5 Jahre älter als Jungakadem iker in Großbritanien
und Japan“ (Dicht, „Karriere“ ,1992, 222).
Die Ursachen dafür liegen sowohl
im Schulsystem als auch bei
Professoren und
Studierenden selbst, hat man so in demselben Artikel fcstgelegt. A u f die Frage :„Was wäre
besser, wenn man das Studium möglichst schnell oder möglichst langsam abschließt ?“
wird nicht einstim m ig geantwortet. Für die meisten vietnamesischen Studenten ist es
sinnvoller, ihr Studium schnell abzuschließen, weil sie denken, daß sic danach früher als
die anderen in die Konkurrenz in den Arbcitsmarkt eintreten können. Ob man während
eines vier Jahre dauernden Studium s schon ausreichende Kenntnisse erw orben hat, bleibt
noch offen. Nach vielen Gesprächen mit den Absolventen, die Deutsch an der Hochschule
für Fremdsprachen Hanoi gelernt haben, kann allgemein zusam m engefaßt werden: Die
meisten sind nicht ganz zufrieden mit ihren Deutschkcnntnissen und fühlen sich nicht
sicher, wenn sic bei der Arbeit mit
Deutschen ins Gespräch oder in Kontakt kommen.
M anche hätten sich auch gewünscht, noch länger an der I lochschule zu bleiben oder eine
W eilerausbildung machen, damit sic ihre deutsche Sprache verbessern könnten.
Die unterschiedliche lokale Herkunft der Studierenden in unserer Sektion trägt auch zu
einer Vielfalt der Ferngew ohnheit und Lernfähigkeiten der Studenten in der Sektion. Sie
kom m en nicht nur aus der Hauptstadt Hanoi, wo sich seit deren Fnlstclnmg ein Zentrum
'
für Kultur, Wirtschaft und gesellschaftliche Aktivitäten gebildet hat, sondern auch aus
vielen kleinen Städten und Dörfern. In Vietnam herrschen immer noch die Vorurteile, daß
alles aus der Großstadt immer besser ist als das aus der Provinz, aber es stimmt nur ein
einigen Bereichen, ln der Wirklichkeit, hier beim Studium, haben die Studenten deutlich
gezeigt, daß die I Icrkunft nichts mit den Leistungen im Studium
7.11
tun hat.
Die Studenten aus kleinen Orten oder Städten verlugen nicht über gute Lernbedingungen
und Lcrmnaterialicn. Besonders lernen sic
Fremdsprachen a u f der Oberschule nur mit
sozusagen „altm odischen“ Lehrbüchern und haben nicht im m er Chance, andere Medien im
Frcmdsprachenunlcrricht
kennenzulernen
und
zu
benutzen.
Hin
Beispiel
aus
einer
Oberschule, die nur 80km nördlich von Hanoi entfernt liegt, wo Fremdsprachen besonders
gut berücksichtigt und unterrichtet werden : A ußer gewöhnlichen Medien wie l'afel und
Lchrbücher können die Schüler sehr selten einen
Kassettenrecorder benutzen.
Ein
Unterricht mit Video bleibt im m er noch ein Traum für die Lehrer sowie Schüler in dieser
Stadt, die als das „Nördliche T or“ der Hauptstadt genannt wird. Trotzdem nim m t die Zahl
der Abiturienten aus dieser Region, die den 1lochschulzugang erreicht haben, ständig zu.
Das zeigt, daß die Vorurteile
über die sogenannte „geographische
Herkunft“ der
Studierenden jeder Grundlage entbehren.
Über die soziale Herkunft der Deulschlcrncnden in der Sektion „Deutsche Sprache“ gibt es
noch folgendes zu berichten. Zusam m en mit der Einführung der Marktwillschaft in
Vietnam hat sich das Ausbildungssystem deutlich geändert und gleichzeitig viele andere
Probleme mit sich gebracht. W ährend man vor den 90er Jahren kostenlos studieren konnte,
m uß jed e r jetzt Studiengebühren bezahlen. Das durchschnittliche Studiengebühr im Monat
beträgt ca. 100.000 dong (Vietnamesische W ährungseinheit) und wird um gerechnct in ca.
DM 15. Lin mittelmäßiges Einkom m en ist dagegen nicht m ehr als DM 60 pro Monat. Es
entsteht deshalb eine neue Last Für die Familien, die niedriges Einkomm en haben,
besonders für die Baucrnlämilicn. Es bestellt bis jetzt noch keine offizielle Statistik über
die Zahl der Studierenden, die aus einer Bauern- oder Beam tenfam ilie stammen. Trotzdem
kann man erkennen, daß die Studierenden an den Universitäten oder Hochschulen meist in
Beamten- oder wohlhabenden Familien geboren sind. Jobben während des Studiums war
vor einigen Jahren noch kein wichtiges Them a lür Studenten. Zur Zeit stürmen sie nach
dem Unterricht in Arbeitsvcrm ilthm gsbüros, um a u f jeden Fall einen Job, sogar einen
schlecht bezahlten zu suchen.- Solche Faktoren haben deswegen große Auswirkungen a u f
ihr Studium und ihre Studienleistungcn.
3.1.2 F r c m d s p r a c l i e n k e m i t n i s s c d e r S t u d i e r e n d e n
Da
die
A ufnahm eprüfung
an
der
Fremdsprachenhochsehulc
Grundkenntnisse
in
wenigstens einer Fremdsprache verlangt, beginnt niemand das Studium in der Sektion
Deutsche Sprache mit Null -
Frcmdsprachcnkennlnisscn. Wenn man die Liste der
Studienanfänger durchsicht, kann man erkennen, daß die Zahl der Studierenden mit
Fnglisehkcnntnissen den ersten Platz einnimmt. Allein im Studiengang 1998 - 2000 haben
75 Studenten die Zulassung für die A usbildung bekom m en (offizielle Angabe).
Davon
sind :
65 % mit Englisehkenntnisscn
20 % mit Französischkenntnissen
20 % mit Russischkenntnissen
5% mit Deutschkenntnissen und Sonstige.
I);i die englische Sprache überall eine dom inierende Bedeutung hat, wird sic in fast allen
Oberschulen in Vietnam gelehrt bzw. gelernt. Deshalb versteht sich die große Zahl der
Studienbewerber, die die A ufnahm eprüfung in Englisch geschrieben haben, von selbst.
Trotz der
vorhandenen
Fremdsprachcnkenntnis.se
bedeutet
es
nicht,
daß
sich
die
Studienanfänger schnell das Lernen an der Hochschule aneignen können. Im traditionellen
Trontnluntemeht in der Obcrscluilc wird immer großer Werl a u f die schriftliche Ebene und
nicht a u f die mündliche gelegt.
Deshalb müssen sic sich an der Hochschule für
Fremdsprachen Hanoi, wo sic studieren, mit der Entwicklung der m ündlichen Kompetenz
von
Anfang
an
beschäftigen,
um
mit
dem
späteren
kom m unikativen
Unterricht
zurechtkom m en zu können.
3.1.3. L er n v e r li a lt e n d e r S t u d e n t e n
Die Art und Weise, wie man eine Fremdsprache lernt, hängt nicht nur von den M ethoden
der Lehrperson und von Lehrwerken, in denen Lehrmethoden sowie Lernstrategien in
verschiedenen Übungs- und A ufgaben formen umgesetzt sind, sondern auch sehr stark von
den persönlichen Eigenschaften der Lernenden ab. Der eine Lerner bevorzugt vielleicht
kognitive
Strategien und ein anderer etwa eine andere, suggestopädische Strategie. Man
hat die Lcrnstilc der Fremdsprachcnlcrncndcn in drei unterschiedliche Kategorien geteilt,
nämlich die visuelle, die auditive und die kinästhctischc. Ob der Lerner eine visuelle.
auditive oder kinästhetische Strategie beim Lernprozeß
benutzt, hat auch mit seinen
persönlichen Ligenschaften zu tun (vgl. Ehrmann, 1996, 59-63).
In diesem
Kapitel
werden
besonders die
Lcrnslilc sowie
Lcrngewohnheitcn der
vietnamesischen Deutschlcrnendcn erläutert aufgrund eigener Erfahrungen und einiger
exemplarischer Beweise, denn dies sind wichtige Elemente, die die Leistungen der Lerner
beeinllussen und davon ausgehend soll bei der Curriculumgestallung a u f solche Elemente
geachtet werden, um entsprechende M ethoden oder Lcrnziele einsetzen zu können.
Wegen des starken Einllusses der traditionellen Lehrmethoden im I’ronlalunteiricht läßt
sich behaupten, daß die vietnamesischen Fremdsprachen- bzw. Deutschlerner meist den
visuellen Stil bevorzugen oder daran gewöhnt sind, d.h. „den sprachlichen Input lieber
lesen und schreiben als hören und sprechen“
(I luneke/Steinig, 1997). Der Mangel an
auditiven Lernmaterialien wie Kassettenrecordern, Tonbänden, Videos etc. hat dazu
geführt, daß die Deutschlerner nicht viel mit authentischen Hörtexten üben können. Die
Chance, mit deutschen Nativespeakern ins Gespräch zu kom m en, ist gering. Diese Gründe
beeinflussen sehr stark die Lernweise und - Strategien der Deutschstudenten. Und in der
la t haben diejenigen, die m ehr mit der visuellen Strategie arbeiten, oft bessere Leistungen
im Schreiben und Leseverstehen als im Sprechen und I lörverstehen. Dies läßt sich durch ,
einen Auszug aus dem Notenspiegel der Studierenden im zweiten Semester Deutsch
offensichtlich beweisen (s.u.):
Reihe
Sprechen
IIV
LV
Student Nr. 1
8
6
8
8
Student Nr.2
8
4
9
8
Student Nr.3
6
6
9
7
Student Nr. 4
6
5
8
7
Schreiben
......( I ist die schlechteste Note, 10 die beste )
Die Zahl der Studenten, die durch den Test im Sprechen oder I lörverstehen durchfallen,
ist normalcrweisc höher als die derer, die die Tests für Leseverstehen und Schreiben nicht
bestehen. Selbstverständlich gibt es noch andere objektive oder subjektive Gründe, die die
Leistungen der Studenten bestim m en können, die an dieser Stelle nicht behandelt werden
sollen.
Die Stärken der vietnamesischen Studenten werden im M emorieren, im Beharren und
Behalten gesehen, die mit den Stärken der chinesischen Studenten vergleichbar sind (vgl.
Mitschian,
1991, 35). Wenn man sich lange mit den Dculschstudcnten in Vietnam
beschäftigt, kann man
festste!len, daß bei
den
meisten stets
Lcrnbcreitschaft lind
besonderer Fleiß vorhanden sind. Diese haben einen starken Willen, möglichst gute
Ergebnisse im Studium
7.11
erzielen.
Eine typische Lernstrategic von den vietnamesischen Fremdsprachenlernenden d a rf nicht
übersehen werden : das Auswendiglernen, das sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich
bringt. Ein konkretes Beispiel ist das Ausw endiglernen des deutschen Wortschatzes. Für
die Ferner, die neue Wörter im Glossar nicht isoliert, sondern mit bestimm ten Kontexten
oder in bestimmten Situationen lernen, ist das Auswendiglernen ein großer Erfolg. Das
traditionelle
A usw endiglernen
ist
zwar
eine
der
Stärken
der
vietnamesischen
Deutschstudenten, das aber selten ein sogenanntes kreatives Lernen fordert und dazu Führt,
daß die Studenten oft die einzelnen Wörter eines Satzes oder Textes verstehen, aber nicht
den Zusam m enhang, den Sinn.
Die meisten Studierenden lernen neue W örter mit dem vorhandenen Glossar, wo die
W ortgleichungcn in der M uttersprache (Vietnamesisch) und Fremdsprache (Deutsch)
aulgcschrieben werden. Dieses altmodische I’aar-Assoziationenlernen wird heule noch ,
sehr oll benutzt und die Folge ist, daß die Ferner nach einigen L e k tionen'nicht m ehr
imstande sind, die gelernten Wörter abzurufen. Es liegt ebenfalls daran, daß eine
Einführung der neuen W örter in einer situativen oder them atischen Einbettung (vgl.
Arendt, 1992, 79) viel Zeit von den Dcutsclilchrenden erfordert und seilen im Unterricht
präsentiert wird. Im Deutschunterricht wird normalerweise auch nicht darüber diskutiert,
wie man sich den W ortschatz einer Fremdsprache am
bestens einprägen und welche
Lernstratcgien oder - techniken man dabei verwenden kann.
Eine andere G ew ohnheit der D e u t s c h l a n d - in Vietnam ist, daß sie stark vom Lehrbuch
abhängig sind. Die Lektionen sowie Ü bungen oder Aufgaben werden meist passiv
bearbeitet, ohne daß sic beim Lernprozeß kreativ und flexibel nachdenken. Es liegt
einerseits daran, daß sie bis jetzt nur das Lehrwerk „ Themen neu“ zur Verfügung haben,
in dein sich nicht so viele Ü bungen oder Aufgaben formen finden, die die Kreativität der
Lernenden fordern. Da die Studierenden in unserer Sektion eine große Stundenzahl
Dcutscluintcrricht pro W oche haben, werden die A rbeitsbücher häufig vernachlässigt und
viele Dinge, die sic im Lehrbuch gelernt haben, werden deswegen nicht oft wiederholt und
angewandt.
Die Tendenz, die deutsche Gram m atik im M ittelpunkt zu setzen, ist immer noch groß bei
l
den Fehlenden und Fernenden. Die meiste Zeit des Unterrichts wird für die Einübung der
grammatischen Phänom ene verwendet und es bleibt nicht m ehr viel Zeit übrig für das
Üben anderer Fertigkeiten. Gram m atische Übungen sind bei den Studenten sehr beliebt,
und als ich dort mein Praktikum machte, kamen Beschwerden, daß sie nicht so viele
grammatische Übungen 7,11111 Üben hätten. Die Bevorzugung der deutschen Gram m atik halt
auch zum Auswendiglernen gram m atischer Definitionen, Übersichten und sogar abstrakten
Wortlisten an. Viele Studenten sind davon überzeugt, daß sie die deutsche Sprache, nur
richtig beherrschen, wenn sie ständig die gram m atischen Strukturen pauken und anhand
von Wörterbüchern lernen. Die meisten haben deswegen oft bessere Noten in Grammatik.
Die Spontanität beim Sprechen bleibt im m er noch ein sehr schwieriges Problem für viele
Fremdsprachenlerner in Vietnam. Von der Schule an haben sie sich daran gewöhnt, der
Lehrperson zuzuhören und nur sprechen, wenn sie gefragt werden. Das spontane Sprechen
ohne Erlaubnis des Lehrers wurde in der Schule m anchmal als frech und ungehorsam
bezeichnet.
Deshalb
bringen
die
Studierenden
diese
Gew ohnheit
auch
in
den
Deutschunterricht mit. Ebenso fehlt einigen die Fälligkeit, persönliche M einungen oder
spontane Gefühlsäußerungen auszudrücken.
Die meisten können ihre H em m ungen nicht
abbauen, weil sic teils Angst davor haben, Fehler zu machen und dadurch „das Gesicht“
(ein wichtiges Element der Eigenschaften der Vietnamesen) vor den Kom m ilitonen zu
verlieren. Die Furcht vor Gesichtsverlust verbietet nicht nur unkontrolliertes Verhalten,
sondern
verhindert
vor
allem,
bei
Nichtverstehen
nachzufragen
kritische
oder
Bem erkungen zum Lehrer zu äußern. Nicht wenige Studenten m öchten lieber allein
arbeiten und verzichten darauf, mit anderen Kommilitonen zusam m en zu lernen, weil sie
der M einung sind, daß die anderen auch die gleichen Fehler wie sic selbst machen. Es ist
sehr wichtig, wie die Lehrperson mit solchen Fällen umgeht und den Unterricht gestalten
und
leiten
kann,
damit
sie
den
Lernenden
dabei
hilft,
spontan
und
aktiv
am
Unterrichtsgeschehen teilzunehmcn.
Die obengenannten typischen Lerngew ohnheilen der Dcutschlcrnendcn sind zum Teil von
den Charakteren der Vietnamesen selbst und zum
Teil von Lehrbüchern oder der
Lehrperson abhängig. Nicht zuletzt werden die traditionellen Unterrichtsformen wie z.B.
Vor-
oder
Nachlesen,
Übersetzungen
bzw.
Sem antisierung
neuer
W örter
in
der
M uttersprache für das Verhalten der vietnamesischen Deutschstudenlen verantwortlich
gemacht.
Es wäre ideal, wenn alle diese G ew ohnheiten besonders berücksichtigt werden könnten,
damit die vietnamesischen Frcm dsprachcnlcrncr deren Vorteile bzw. Nachteile erkennen
und darüber hinaus einen besseren Weg für das Fremdsprachenlcrnen, oder genauer das
Lernen der deutschen Sprache finden können.
3.2. I nt er ess e d e r D c u t s c h s t u d i e r e n d e n an d e r S p r a c h e und
D e u t s c h la n d
Der Grund da liir, warum die Studienanfänger in der Sektion Deutsche Sprache Hanoi auf
die Idee, Deutsch zu lernen, gekom m en sind, und was sic schon von dem fernen
Deutschland aus eigenen Erfahrungen oder aus Büchern in der Schule gelernt haben, ist
selbstverständlich bei jedem unterschiedlich. Aus einer kleinen Befragung mit den
Studenten und mehreren
persönlichen Gesprächen sind verschiedene G ründe genannt
worden sind, die wahrscheinlich nicht den Gründen anderer Deutschlernenden in anderen
Ländern ähneln. Der folgende Teil wird teilweise verdeutlichen, wie groß das Interesse der
vietnamesischen
Studierenden
an
Deutschland,
deutscher
Sprache
und
deutschen
Menschen ist.
3.2.1
L e r n n io ti v a t io n d e r S t u d i e r e n d e n
„W er Spaß an etwas hat, w er etwas unbedingt erreichen möchte, der hat gute
Clianccn, zum Ziel zu k om m en“ (I luncke/Steinig, 1997,12).
Diese Aussage
trifft in der Wirklichkeit nicht nur für das Lernen einer Fremdsprache,
sondern auch liir verschiedene Lernbcreiche zu.
Der Spaß am Deutschlernen oder anders gesagt: die Motivation zu dem Erwerb der
deutschen Sprache spielt eine bedeutende Rolle lur viele vietnamesische Studenten, die
anfangen wollen, diese Sprache zu lernen. Wenn man z.B. unseren Studierenden in der
Sektion die
Frage „W arum lernen Sie Dcutsch ?“ stellt, bekom m t man verschiedene
interessante, aber gleicherm aßen überraschende Antworten darauf. Die M otivationen bei
den Lernenden sind nicht gleich und sic könnten in zwei kleinere G ruppen wie folgt
unterteilt werden :
1. G ruppe mit iiistrunicntcllcr Motivation
Unter „instrum cntcllc M otivation“ wird wie folgt verstanden :
„Ein Lcrner, dem es um schulischen Erfolg oder seine berufliche
Karriere geht, ist instrumentcll motiviert“ . (I luncke/Steinig, 1997, 13)
Und wie sieht diese Motivation bei den Dciitschlcrncnden in Vietnam aus?
Viele Studenten haben diese Sprache ausgewählt, weil sie der M einung sind, daß mit der
deutschen Sprache wenig K onkurrenz a u f dem Arbeilsmarkt bestellt und die Chance, eine
Arbeitsstelle in einer deutschen Firma oder einem Vertrclungsbüro 7.u bekom m en, größer
ist. Zusam m en mit der Welle der ausländischen Investoren in Vietnam steigt auch die
Tendenz, lieber mit ausländischen Unternehmern zusam m enzuarbeiten, als in einem
staatlichen Betrieb flir einen „I lungerlohn“ zu arbeiten. Fremdsprachen werden Tag für
Tag m ehr verlangt, deshalb versteht sich
die Antwort m ehrerer Studierenden von selbst
„Ich möchte später eine gute Arbeitsstelle haben“ .
Bei einigen anderen Studenten ist die Motivation noch klarer und deutlicher. Sie haben
sich vorher schon ein festes Ziel gesetzt, nach dem Studium mit ihren erworbenen,
Deutsehkennlnissen nach Deutschland zu fahren, nicht nur um die Kultur oder die
M enschen kennenzulernen, sondern auch um günstige berufliche Aussichten zu suchen.
Für diese G ruppe der Studierenden scheint die Möglichkeit verwirklichbar, weil sie bereits
Bekannte in Deutschland als Stützpunkt haben und ihnen versprochen wurde, eine
Einladung zu dem für sic als „T raum land“ geltenden Land zu bekom m en. Deshalb dürfen
sich diese Studenten berechtigte Hoffnungen a u f eine sich anschließende Ausreise machen.
2. G ru ppe mit integrativer M otivation
J e d e r F rcnK lsprachcnlcrncr,
„der Sym pathie für die Kultur der Zielsprache empfindet oder sich sogar m it ihr
identifizieren, ist integrativ motiviert.“ (H unekc/S teinigJ 997, 13)
Nach
dem
M otivationskonzept
wird
integrative
Motivation
Z usam m enhang mit dem Lernerfolg stehen gesehen (vgl. Rösler,
als
in
positivem
1994, 29). Diese
Motivation trifft in der Wirklichkeit für eine bestimm te G ruppe der Deutschlernenden in
der Sektion „Deutsche Sprache“ in Vietnam zu. Der Spaß am Deutschlernen, die
Sym pathie
für die deutsche Kultur und das Bestreben nach K ontaktaufnahm en mit den
Deutschen waren wichtige Ziele flir diese Gruppe, als sie sich für die deutsche Sprache
entschieden haben. Sie versuchen sozusagen zu jeder Zeit und an jedem Ort, Kontakte zum
Zielsprachenland aufzunehm en, obwohl die M öglichkeiten meist nur in Büchern oder bei
den
Lehrenden
zu finden sind.
Im Vergleich zu anderen
Lerntypen
mit anderen
Lernmotiven erreichen diese Studenten oft die besten Leistungen beim Lernen und streben
jedoch einen höheren Grad frem dsprachlicher K om petenz an.
з. 2.2.
Den tschhi ml bililer bei den S t u d i e r e n d e n
Obwohl die deutsche Sprachc bereits seit vielen Jahren in Vietnam unterrichtet wird und
die Beziehung zwischen Vietnam lind Deutschland eine lange Tradition hat, k#»nn man aus
dieser Tatsache nicht hundertprozentig behaupten, daß alle Vietnamesen im Allgemeinen
über genaue Vorstellungen von Deutschland sowie dessen Kultur und Mentalitäten
vertilgen. Diejenigen Vietnamesen, die schon mal in Deutschland waren (sowohl Rir die
Arbeit als auch Rir das Studium ) haben zum Teil ein Stück der deutschen Kultur nach
Vietnam zurückgebracht, das aber nicht besonders ausgeprägt ist. Für die vietnamesischen
Deutschlerncr ist es tatsächlich nicht einfach, viele Informationen bzw. Erkenntnisse über
das Zielsprachenland
zu erwerben. Der wichtigste W eg für sie zum Kennenlernen des
Zielsprachcnlandes Deutschland sowie dessen Kultur und Menschen findet sich nirgendwo
anders als in Lehrbüchern und über die Lehrpersonen. Der Landeskundeunterricht, in dem
verschiedene landeskundliche Informationen vermittelt werden oder die landeskundliche
Vermittlung in den Lehrwerken können nur als „erlebbare Landeskunde“(vgl. Hack
и.a.,
1998,5)
bezeichnet
werden.
Es besteht
für die
Lernenden
keine Möglichkeit,
sogenannte unmittelbare Begegnungen zu dem Zielsprachenland w ahrzunehm en. Um sich
der deutschen Kultur und der deutschen Mentalität nähern zu können, m üssen die
Lehrenden und Lernenden das deutsche Lernumfeld selbst konstruieren. Im Vergleich zu
den
Lernern
anderer
Fremdsprachen
an derselben
Hochschule
wie
Englisch oder
Chinesisch haben die Deutschlernenden seilen eine Chance, dem Zielsprachenland außer
über den Unterricht zu begegnen. Trotz aller Schwierigkeiten versuchten die Studierenden
in unserer Sektion immer, sich selbst die Deutschlandbilder zu „m alen“ , mit Zuhifenahme
von Büchern, Lehrern, Presse oder aus eigenen Erfahrungen aus dem Lebensraum. Es wäre
auch Für die Deutschen sehr interessant, zu erfahren, wie sich die vietnamesischen
Studenten Deutschland bzw. die Deutschen vorstellen, was sie im Unterricht und zum
kleinen Teil im Lebensraum erw orben haben und ob es überhaupt Vorurteile oder Stereo
typen über das deutsche Volk gibt. Die folgenden Darstellungen werden aus eigenen
Erfahrungen und aus einer kleinen Um frage mit den Deutschlernenden in Vietnam
zusam m engefaßt. Es wird sich dabei a u f 2 wichtige Fragen konzentriert und zwar:
1) W elche Vorstellungen von Deutschland haben die Studenten und 2) W ie sind diese
Vorstellungen entstanden ?
Im Deutschunterricht in der Sektion „Deutsche Sprache“ Hanoi beschäftigen sich die
Studenten im G rundstudium mit dem Lehrwerk „Themen neu“ (II. Aufderstraße u.a.,
1()92), in dem eine große Menge von landeskundlichen Informationen vermittelt wird. Aus
dem Lehrbuch können die Studenten beispielsweise die geographischen Angaben über
Deutschland,
das
Alltagsleben
der
Deutschen,
deren
Arbeitswelt
oder
Freizcits-
besehäfligungen kennenlernen. Man könnte sagen, daß das Bild von Deutschland im
diesem Lehrwerk ziemlich umfangreich und vollständig, bis a u f einige Kleinigkeiten,
präsentiert wird. Die Lernenden haben dadurch die M öglichkeit, einen Überblick über das
Land und die Menschen zu schaffen. Nicht zulallig erfahren die Studenten, daß die
Deutschen z.B. viel Bier trinken, 150 I pro Person pro Jahr und Bier ein beliebtes Getränk
in Deutschland ist. (vgl. Aufderslraße 1992, 42)
Oiler sie sind
an „Irokesen“ (vgl. Aufderslraße, 1993, 17) so interessiert, daß sie mir
während des Unterrichts die Frage gestellt haben, ob ein Junge mit der Irokesenfriseur oft
in Deutschland zu scheu isl. Aus mehreren Leselexlcn im Lehrbuch haben sie auch
erfahren, daß die Deutschen im m er noch „W eltm eister im Reisen“ sind, oder daß es zur.
Zeit noch viele Arbeitslose gibt etc. Die bekannten Nam en der berühm ten Personen in
Deutschland wie z.B. Helmut Kohl, Heinrich Heine, Goethe lernten die Lerner im
Lehrbuch kennen und sind ihnen deshalb nicht mehr fremd. Trotzdem m uß zugegeben
werden, daß in einem Lehrwerk nicht die gesamte Kultur und alle Facetten der deutschen
Mentalität enthalten sein können. Ls mangelt z.B. an der Darstellung von verschiedenen
alltäglichen Verhaltensweisen der Deutschen oder an genauen Darstellungen der deutschen
l eiertage, für die sich die Studierenden interessieren, z. 13. W eihnachten, Adventszeit,
Ostern etc. Diese Kenntnisse können die die vietnamesischen Deutschlernenden außerhalb
des Unterrichts nicht leicht erwerben, denn sic haben nicht genügend andere Materialien
zum Nachlesen oder zum Nachschlagen.
Unsere
Lehrkräfte haben sich sehr darum
Informationen über Deutschland im Unterricht
bemüht, viele
fehlende landeskundliche
über Medien wie Radio, Videokassetten,
Bilder etc. zu ergänzen. Alle Bem ühungen haben nur das einzige Ziel, den Studierenden
eine globale Vorstellung von Deutschland zu geben und den offenen Z ugang zur deutschen
Kultur sowie Zivilisation zu bewirken.
Die Deutschstudiercndcn in Vietnam können manchm al Vorstellungen von Deutschland
auch durch die Erzählungen von Verwandten, die schon einmal in der ehemaligen DDR
oder in der heutigen BRD gewesen sind, machen. Es gibt m anchmal Gelegenheiten, mit
Deutschen oder mit der deutschen Kultur in Kontakt zu treten, denn von den Deutschen,
die fiir eine bestim m te Zeit in Vietnam bleiben, werden viele kulturelle Aktivitäten
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