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Tài liệu Synonymie im deutschen

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VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT HANOI FREMDSPRACHENHOCHSCHULE ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM PHẠM THỊ THANH TÚ SYNONYMIE IM DEUTSCHEN QUAN HỆ ĐỒNG NGHĨA TRONG TIẾNG ĐỨC MASTERARBEIT Fachrichtung: Germanistik Fachrichtungscode: 60220205 Hanoi - 2016 VIETNAM NATIONALUNIVERSITÄT HANOI FREMDSPRACHENHOCHSCHULE ABTEILUNG FÜR POSTGRADUIERTENSTUDIUM PHẠM THỊ THANH TÚ SYNONYMIE IM DEUTSCHEN QUAN HỆ ĐỒNG NGHĨA TRONG TIẾNG ĐỨC MASTERARBEIT Fachrichtung: Germanistik Fachrichtungscode: 60220205 Gutachterin: Dr. Lê Tuyết Nga Hanoi - 2016 Eidesstattliche Erklärung Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Masterarbeit selbstständig angefertigt und keine andere Literatur als die angegebene benutzt habe. ............................ Abstract Als eine semantische bzw. paradigmatische Relation und als Forschungsgegenstand dieser Arbeit spielt Synonymie eine wichtige Rolle in der Semantik. Synonyme bieten den Sprachanwendern die Möglichkeit, mithilfe verschiedener sinnverwandter Begriffe gleiche Sachverhalte auszudrücken oder aufzunehmen. Synonyme unterscheiden sich voneinander durch nebensächliche denotative Bedeutungen oder durch konnotative stilistische Bedeutungen. Eine Synonymgruppe besteht aus einem Grundsynonym als Zentrum und weiteren Synonymen, die sich vom Zentrum durch unwesentliche denotative Seme oder konnotative Seme unterscheiden. Das Verhältnis zwischen der Sememstruktur der lexikalischen Einheit und deren Synonymgruppe ist komplex: Die Anzahl der Sememe eines Lexems entspricht nicht immer der Anzahl seiner Synonymgruppen. DUDEN und DWDS sind zwei Korpora zum Ermitteln der Synonymgruppen, zeigen aber laut der quantitativen Untersuchung mehrere Unterschiede. Im Lückentest werden die Ersetzbarkeitsgrade von durchführen und dessen 16 Synonymen mithilfe des Korpus und des befragten Muttersprachlers überprüft. Daraus ergibt sich eine Differenzierung zwischen den Synonymen, die als Basis für die weiteren DaF-Übungen dienen kann. Diese Übungen werden für Lernende auf der Niveaustufe B1 konzipiert und entsprechen unterschiedlichen Kompetenzen. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 1.1. Problemstellung 1 1.2. Fragestellungen 2 1.3. Forschungsmethoden 2 1.4. Aufbau der Arbeit 3 2. Grundbegriffe 4 2.1. Semantik als Bedeutungslehre 4 2.2. Lexem – Semem – Sem 5 2.2.1. Lexem 5 2.2.2. Semem 6 2.2.3. Sem 8 2.3. Intensionen – Extensionen – Referenzen 10 2.4. Denotation und Konnotation 13 3. Paradigmatik und Syntagmatik 17 3.1. Paradigmatische Beziehungen 17 3.1.1. Hierarchische Beziehungen im Wortschatz 18 3.1.2. Beziehungen der Gegensätzlichkeit im Wortschatz 21 3.2. Syntagmatische Beziehungen 23 4. Synonymie 26 4.1. Definitionen von Synonym und Synonymie 26 4.2. Synonymie und Referenzidentität 28 4.3. Klassifizierung der Synonymie 29 4.3.1. Totale Synonymie 29 4.3.2. Partielle Synonymie 32 4.4. Funktionen der Synonyme und Entstehung neuer Synonyme 35 4.5. Methoden zur Ermittlung der Synonymie 40 4.6. Synonymgruppen 45 5. Empirische Untersuchung 45 5.1. Verhältnis zwischen der Sememstruktur einer lexikalischen Einheit 46 und deren Synonymgruppen 5.2. Quantitative Untersuchung 56 5.3. Lückentest 66 5.4. Übungen zum Thema Synonymie für den DaF-Unterricht 75 5.4.1. Übung 1 76 5.4.2. Übung 2 78 5.4.3. Übung 3 79 5.4.4. Zuordnungsspiel 80 6. Schlussfolgerungen 82 Literaturverzeichnis Anhang Abkürzungsverzeichnis bzw. beziehungsweise DaF Deutsch als Fremdsprache d. h. das heißt DUDEN-B DUDEN-Bedeutungswörterbuch DUDEN-S DUDEN-Synonymwörterbuch etc. et cetera evtl. eventuell f. folgende f. fortfolgend o. Ä. oder Ähnliche S. Seite SG Synonymgruppe T1, T2 ... Test 1, Test 2 ... u. a. und andere z. B. zum Beispiel (*) falsch Tabellenverzeichnis Tabelle 1: wertende, emotionale Wortbildungsmittel 15 Tabelle 2: Substitutionstest für „essen“ und seine Synonyme 41 Tabelle 3: Lückentest für “exakt“ und seine Synonyme 42 Tabelle 4: Unterbedeutungen des Lexems „verbringen“ und seine Synonyme 49 Tabelle 5: Synonymgruppen des Lexems „Aufenthalt“ und Bedeutungen 50 Tabelle 6: Synonymgruppe 1 des Lexems „durchführen“ und Bedeutungen 52 Tabelle 7: Sememe des Lexems „schwärmen“ und seine Synonymgruppen 55 Tabelle 8: Übersicht Synonymgruppen im DUDEN-S und DWDS 58 Tabelle 9: Überlappende Synonyme im DUDEN-S und DWDS 63 Tabelle 10: Anzahl der Bedeutungen – Anzahl der Synonyme 65 Tabelle 11: Lückentest anhand der Korpusanalyse 69 Tabelle 12: Lückentest laut der Ansicht des befragten Muttersprachlers 72 Tabelle 13: Differenzierung zwischen Synonymen des Lexem „durchführen“ 74 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Semanalyse 8 Abbildung 2: Das Zeichenmodell von Ogden und Richard 10 Abbildung 3: Beispiel fürs semiotische Dreieck 10 Abbildung 4: Komponenten der Bedeutung 14 Abbildung 5: Semiotisches Dreieck für Hyponym und Hyperonym 19 Abbildung 6: Meronymie im System der Körperteilbezeichnungen 20 Abbildung 7: Die Antonyme „langsam“ und “schnell“ 21 Abbildung 8: Anwendungsfrequenz der DDR- und BRD-Lexeme 38 Abbildung 9: Austauschbarkeitsgrade von Synonymen 70 1. Einleitung 1.1. Problemstellung Synonymie ist eine der Bedeutungsbeziehungen zwischen sprachlichen Einheiten, die in allen Sprachen ein wichtiger, aber auch interessanter Forschungsgegenstand ist. Laut Eberhard (1910) erschien der Terminus Synonym zum ersten Mal im Jahr 1794 in der Sammlung Deutsche Synonyme oder sinnverwandte Wörter (vgl. dazu Schippan 2002, S. 206). Die Veröffentlichung von vielen Synonymwörterbüchern mittlerweile verdeutlicht das große Interesse sowohl von Wissenschaftlern als auch von Lesern an dieser Thematik. Dass zwei Wörter sich formal unterscheiden, aber über gleiche oder ähnliche Bedeutungen verfügen können, ergibt einerseits eine Vielfältigkeit im Vokabular, andererseits stellt es den Sprachverwender beim exakten Gebrauch der sinnverwandten Begriffe vor Herausforderungen. Je differenzierter sich eine Sprache entwickelt, desto mehr Ausdrücke oder Sememe eines Ausdruckes und ihre Synonyme entstehen. Dieser Vorgang der Entwicklung einer Sprache ist im Prinzip nie zu ändern. Es ist aber in der Fachwelt noch umstritten, ob zwischen zwei Ausdrücken eine totale bzw. reine Synonymie bestehen könnte, d. h. ob ein Ausdruck in allen Kontexten durch einen anderen Ausdruck substituiert werden könnte. Es ist davon auszugehen, dass jeder sprachliche Ausdruck über eigene Bedeutungen und Merkmale verfügt, und ein sprachlicher Ausdruck nicht hundertprozentig in Bedeutungen mit einem anderen übereinstimmen kann. Daher wird Synonymie trotz vieler bisheriger Untersuchungen immer noch als ein aktuelles Forschungsfeld betrachtet. Als Deutschlehrerin in Hanoi sind mir die Schwierigkeiten, auf welche die vietnamesischen Lerner beim Unterscheiden und Anwenden der Synonyme stoßen, bekannt. Für die praktische Untersuchung besteht die Möglichkeit, verschiedene Aufgaben und Übungen für Synonyme im DaF-Unterricht zu erstellen. Beim Blick in die einschlägige Literatur findet man zwei Tests, einen Lückentest und einen 1 Substitutionstest, welche beide von Schippan (2002, S. 208) beschrieben werden. Diese beiden Tests dienen der Ermittlung der Synonyme und können als Grundlage für DaFÜbungen darstellen. Schließlich liefert auch deshalb die vorliegende Arbeit einen Beitrag für die Didaktik und Methodik im DaF-Unterricht. 1.2. Fragestellungen In dieser Masterarbeit wird versucht, Antworten auf folgende Fragen zu finden: - Wie sieht das Verhältnis zwischen der Sememstruktur einer lexikalischen Einheit und deren Synonymgruppen aus? - Bestehen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen zwei Korpora für deutsche Synonyme? - Können Aufgaben und Übungen für den DaF-Unterricht erstellt werden, die mittels eines Lückentests auf den Ergebnissen der Ermittlung der Synonyme beruhen? 1.3. Forschungsmethoden Als Material der theoretischen Untersuchung dienen vor allem folgende Lehrbücher: Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache von Schippan T. (2002), Lexikologie des Deutschen von Römer C./Matzke B. (2005), Semantik. Eine Einführung von Löbner S. (2003) und Semantik. Ein Arbeitsbuch von Schwarz F. M./Chur J. (2004). In der empirischen Untersuchung der vorliegenden Arbeit werden 15 Lexeme aus dem Lehrwerk Ausblick 1 für den DaF-Unterricht ausgewählt und untersucht. Um die erste Frage in Kapitel 1.2. zu beantworten, beschäftigt sich die empirische Untersuchung vor allem mit zwei Korpora (DUDEN-Bedeutungswörterbuch und DUDEN- Synonymwörterbuch). Dieser stellt die Sememe einer lexikalischen Einheit dar, während jener eine Auflistung von Synonymgruppen der lexikalischen Einheit zur 2 Verfügung stellt. Für die Datenaufbereitung werden die Bedeutungen eines Lexems und die Bedeutungen, denen die Synonymgruppen zugeordnet werden, mit Buchstaben gekennzeichnet und verglichen, ob es Übereinstimmungen oder Unterschiede zwischen zwei Korpora gibt. Die zweite Frage fordert auch die Vergleichsmethode, die anhand der zwei Korpora für Synonyme durchgeführt wird: des DUDEN-Synonymwörterbuchs und des DWDS Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache. Hier werden die Synonyme und Synonymgruppen in den jeweiligen Korpora gezählt, aufgelistet, in einer Tabelle gesammelt und ausgewertet. Darüber hinaus werden die in zwei Wörterbüchern überlappenden Synonyme auch benannt. Die oben genannte Tabelle ermöglicht, ein Lexem mit großem Potenzial für den DaFUnterricht auszuwählen und einen Lückentest für dieses Lexem zu entwickeln. Die Datenerhebung beruht in erster Linie auf dem DWDS, das eine Darstellung von der (In)kompatibilität eines Lexems mit anderen Lexemen anbietet. Die Ergebnisse des Lückentest mithilfe des DWDS lassen sich anschließend von einem Muttersprachler überprüfen und auswerten. Bei Nicht-Übereinstimmungen zwischen dem Korpus und der Auffassung des Muttersprachlers werden Belege dafür gefunden. Die Ergebnisse des Lückentests bringen eine Differenzierung der untersuchten Synonyme mit sich, die als Grundlage für die DaF-Übungen, die für Lernende auf dem Sprachniveau B1 entworfen werden und mit denen eine Lehrkraft den Unterricht in verschiedenen Sozialformen praxisorientiert und auch spielerisch gestalten kann. 1.4. Aufbau der Arbeit Aus der Zielsetzung ergibt sich folgende Gliederung der Arbeit: Nach Problemstellung, Fragestellungen und Untersuchungsmethoden im ersten Kapitel folgt im zweiten Kapitel die Darstellung der Fachbegriffe. Das dritte Kapitel umfasst die Beschreibung 3 von paradigmatischen und semantisch-syntagmatischen Relationen, die mit Synonymie zusammenhängen. Das Kapitel 4 beschäftigt sich mit Definitionen von Synonymie, Synonymen und Synonymgruppen, Klassifizierungen, Funktionen und Methoden zur Ermittlung der Synonyme. Das fünfte Kapitel enthält die empirische Untersuchung und das sechste Kapitel befasst sich mit einem zusammenfassenden Überblick über die Ergebnisse der Arbeit. 2. Grundbegriffe 2.1. Semantik als Bedeutungslehre Laut Graefen/Liedke (2012, S. 67) bezeichnet man Semantik schon seit Ende des 19. Jahrhunderts als ein Teilgebiet der Sprachwissenschaft, das sich mit sprachlicher Bedeutung beschäftigt. Bei Löbners Definition (2003, S. 3) besteht sogar eine genaue Abgrenzung zwischen den Forschungsgegenständen der Semantik - Bedeutung von „Wörtern, Phrasen, grammatischen Formen und Sätzen“ - und Bedeutung von „Handlungen und Phänomenen“ allgemein. In Wirklichkeit ergibt eine Handlung oder ein Phänomen oft einen entsprechenden Sinn, z. B. bedeutet die Handlung ‚den Kopf schütteln‘ in vielen Kulturen ‚Nein.‘ Wenn Rauch gesehen wird, wird dieser mit Brand gleichgesetzt. Trotzdem gehört die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Handlungen und Phänomenen nicht zur Semantik. Löbner (2003, S. 3) stellt fest: „Die Semantik beschäftigt sich ausschließlich mit der Bedeutung von sprachlichen Gebilden.“ In dem folgenden Zitat von Brandt/Dietrich/Schön (2006, S. 269) werden die unterschiedlichen Aspekte der Semantik dargestellt. Damit werden die Forschungsgegenstände der Semantik, auch Bedeutungslehre genannt, ganz genau betrachtet: 4 1. Die Semantik beschreibt/ erklärt, wie sprachliche Ausdrücke bzw. deren Bedeutungen auf die Gegenstände, Sachverhalte und Vorgänge der außersprachlichen Welt bezogen sind. 2. Die Semantik beschreibt/ erklärt die semantischen Beziehungen zwischen sprachlichen Ausdrücken wie Synonymie, Antonymie u.a. 3. Die Semantik beschreibt/ erklärt, wie sich aus den Einzellexemen und aus der syntaktischen Struktur die Bedeutung von Phrasen (Sätzen) ergibt. 4. Die Semantik beschreibt/ erklärt, wie aus Satzbedeutungen Bedeutungen von Texten entstehen. Die Beziehungen zwischen den sprachlichen Einheiten und deren Referenten der außersprachlichen Welt, die als erster Aspekt der Semantik gekennzeichnet werden, werden eingehend in Kapitel 2.3. veranschaulicht. Das dritte Kapitel befasst sich mit den semantischen Relationen zwischen sprachlichen Einheiten, darunter ist Synonymie der relevanteste, hauptsächliche Forschungsgegenstand dieser Arbeit. In dem obigen Zitat werden die Bedeutungen von Phrasen, Sätzen und Texten auch als Forschungsgegenstände der Semantik betrachtet, allerdings beschränkt sich die vorliegende Arbeit nur auf die Bedeutung von Lexemen. 2.2. Lexem – Semem – Sem Entsprechend werden im Folgenden die drei Begriffe „Lexem“, „Semem“ und „Sem“ betrachtet und in Hinblick auf ihre Bedeutung und Funktion erläutert. 2.2.1. Lexem Was in einem Wörterbuch bzw. einem Lexikon alphabetisch geordnet und erklärt wird, wird häufig in der Linguistik als Lexem statt Wort gekennzeichnet. Laut Schippan 5 (2002, S. 95) „ist der Lexembegriff weiter als der des Wortes.“ Als Lexeme zieht die Autorin sowohl Einzelwörter (1) als auch feste Wortgruppen (2) in Betracht: (1) Tisch, Pferd, Arbeiter, grünlich, laut, groß, essen, erfahren, lernen (2a) ab und zu, nach wie vor, Art und Weise (2b) das Herz sprechen lassen, auf die Nerven gehen, mit leeren Händen (2c) gute Besserung, alles Gute, tut mir leid In der Einführung in die Semasiologie (1975, S. 33) betrachtet Schippan Lexem als „Bedeutungsträger“ und „selbständige Einheit des Wortschatzes.“ Es ist plausibel, dass die festen Wortverbindungen (2a), Phraseologismen (2b) und kommunikativen Formeln (2c) aus mehreren Wörtern bestehen. Allerdings bilden sie zusammen eine sprachliche Einheit, ergeben eine Gesamtbedeutung, die sich meist nicht aus den Bedeutungen der Einzelwörter ableiten lässt. In dieser vorliegenden Arbeit kommt die synonymische Beziehung zwischen einem Grundwort und einer festen Wortverbindung sehr häufig vor, wie man sie beispielsweise in den Synonymen für das Wort sterben findet: ins Gras beißen, die Augen für immer schließen, vom Tode ereilt werden etc. Zusammenfassend werden Lexeme von Schippan (2002, S. 95f.) nach folgenden Merkmalen klassifiziert: Lexeme als Basismorpheme (Pferd, laut), Lexeme als Wortbildungskonstruktionen (Arbeiter, grünlich, erfahren) und Lexeme als feste Wortgruppen (ab und zu, mit leeren Händen). 2.2.2. Semem Semem ist der Fachbegriff, der vorwiegend im Zusammenhang mit der Polysemie (Mehrdeutigkeit) vorkommt. In der Sprachwissenschaft wird Semem noch als „Bedeutungsvariante“ (Löbner 2003, S. 60f.), als „Unterspezifikation“ (Meibauer 2007, S. 192ff.), oder nur „Bedeutung“ (Busch/ Stenschke 2008, S. 192f.) bezeichnet. 6 Wenn ein gleiches Lexem als eine mehrere verschiedene Bedeutungen bzw. Sememe tragende Einheit begriffen wird, spricht man von Polysem. Dementsprechend ist Semem eine untergeordnete Einzelbedeutung eines Lexems, das auf mehrere Denotate referiert (vgl. dazu Schippan 2002, S. 162). Auch nach der Auffassung von Schippan (1975, S. 66) sind im deutschen Wortschatz meist polyseme Lexeme vorhanden. Beim Blick in ein Lexikon findet man zahlreiche Beispiele für Lexeme mit einer Hauptbedeutung – „einem dominierenden Semem“ (Schippan 1975, S. 66) – und weiteren Sememen. Es ist kontextabhängig, welches Semem inhaltlich aufgefasst werden muss. Hierzu wird ein Beispiel angeführt, wobei drei Sememe des Polysems Bauer anhand des Kontextes beleuchtet werden: (3) Bauer Semem 1: Landwirt (Der Bauer züchtet Schafe und Kühe.) Semem 2: ungebildeter Mensch (Er benimmt sich wie ein Bauer.) Semem 3: kleinste Schachfigur (Mein Bauer erreicht die letzte Reihe.) Römer/Matzke (2005, S. 140f.) verweisen auf die Relationen zwischen Sememen eines Lexems, nämlich die metaphorische Relation und die metonymische Relation. Mit dem Beispiel (3) kann man die metaphorische Relation wie folgt erklären: Im Mittelalter war der Bauer (Semem 1) gegenüber Adel und Geistlichkeit ein Angehöriger des geringsten Standes in der Hierarchie des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Systems. Die Bauern waren meist Analphabeten. Auf dem Schachbrett wiederum wird der Bauer auch als die am wenigsten wertvolle Figur betrachtet. Zwischen Semem 1 und Semem 2 besteht eine Ähnlichkeitsassoziation mit dem Merkmal ‚ohne Bildung‘, und zwischen Semem 1 und Semem 3 ‚geringste Macht‘. 7 Demgegenüber können die Sememe eines Lexems in einer metonymischen Relation stehen. Beispielsweise ist das Konzept von Bezeichnung des Gefäßes und seines Inhalts bei Tasse: (4) Tasse Semem 1: ein Trinkgefaß (Die Tasse ist zerbrochen.) Semem 2: der Inhalt einer Tasse (Er trinkt eine große Tasse.) 2.2.3. Sem In der Linguistik versuchen die Sprachwissenschaftler die Bedeutungen oder Sememe eines Lexems zu analysieren. Laut Schippan (2002, S. 181 – S. 187) können die Bedeutungselemente durch verschiedene Methoden gewonnen werden, z. B. eine Matrix, einen Stammbaum, eine Paraphrase oder ein semantisches Netz. Im Folgenden ist Schippans Beispiel aufzuführen, in dem die Bedeutungsmerkmale der Lexeme Mutter und Vater schrittweise in Form eines Stammbaums aufgelöst und beschrieben werden: Vater Mutter Abbildung 1: Semanalyse (Schippan 2002, S. 181) 8 Die dieser Art zerlegten Bedeutungselemente werden von Sprachwissenschaftlern als Seme gekennzeichnet. Demnach ist jedes Semem die Gesamtheit von mehreren Semen. Schippan (2002, S. 183) definiert Seme als die kleinsten Einheiten in der Semantik, die sich aus der Bedeutungsanalyse der sprachlichen Gebilde ergeben. Pelz (2007, S. 195) hebt hervor, dass das Sem „das kleinste bedeutungsunterscheidende Merkmal“ ist und „durch Opposition“ gewonnen wird. Anhand des obigen Stammbaums kann man die Definitionen beleuchten: Die Lexeme Mutter und Vater haben dieselben Bedeutungselemente: Mutter und Vater sind beide Menschen (werden von Tieren unterschieden), mit jemandem verwandt (konstrativ von nicht verwandt), jemandes hervorbringende Generation (Gegenteil von nachkommender Generation) und haben eine direkte leibliche Beziehung zu jemandem (konstrativ von indirekt). Mutter und Vater unterscheiden sich voneinander durch das letzte Merkmal: weiblich – Mutter/ männlich – Vater. Die Bedeutung der drei Begriffe (Lexem, Semem und Sem) lässt sich insgesamt in folgender Struktur zusammenfassen: Lexem x Semem 1: Sem 1, Sem 2, Sem 3 ... Sem n Semem 2: Sem 1, Sem 2, Sem 3 ... Sem n Semem 3: Sem 1, Sem 2, Sem 3 ... Sem n … Semem n: Sem 1, Sem 2, Sem 3 ... Sem n Es handelt sich um eine Bedeutungsstruktur bzw. Sememstruktur, mit deren Hilfe man modellhaft die Beziehungen zwischen allen drei Termini veranschaulichen kann. 9 2.3. Intensionen – Extensionen – Referenzen Zur Erläuterung dient in anschaulicher Art und Weise das Dreiecksmodell von Ogden/Richards, das Pelz (2007, S. 45) ins Deutsche übersetzt hat: Gedanke (frz. Sens, engl. meaning, die Bedeutung) Symbol (frz. nom, engl. form, das Referent (frz. chose, engl. referent, der Bezeichnende) Umweltreferent, das bestimmte Objekt, das Bezeichnete) Abbildung 2: Das Zeichenmodell von Ogden und Richard (Pelz 2007, S. 45) Das semiotische Dreieck beschreibt die Beziehungen zwischen einem lexikalischen Zeichen (z. B. einem Lexem), dem mentalen Konzept und dem Bezeichneten der außersprachlichen Welt. Zur Veranschaulichung wird es im Folgenden am Beispiel des Wortes Hund erklärt: Abbildung 3: Beispiel fürs semiotische Dreieck 10 Man kann sich mit dem Lexem Hund (in Laut- und Schriftform) auf ein Objekt in der Wirklichkeit beziehen. Das Objekt – der Referent als Fachausdruck – ist in diesem Beispiel der abgebildete Schäferhund. Die Beziehung zwischen dem Lexem (dem Bezeichnenden) und dem Referenten (dem Bezeichneten) wird mit einer gestrichelten Linie illustriert, weil diese Beziehung durch die Inhaltsseite, nicht durch die Formseite des Lexems hergestellt wird. Dasselbe Objekt (z. B. Hund) wird in verschiedenen Sprachen unterschiedlich benannt. Man braucht daher gewisse kognitivistische Informationen (Inhaltsseite oder Bedeutung des Lexems), um den außersprachlichen Referenten zu identifizieren. In der Abbildung wird die Inhaltsseite des Lexems Hund duch die Großbuchstaben HUND vereinfacht. Das muss als mentales Konzept aufgefasst werden, dass Hunde Haustiere sind, vier Beine haben, bellen u. a. Wie oben erwähnt, wird der Schäferhund in der Abbildung als Referent betrachtet, auf den ein Sprecher mit dem Lexem Hund oder dem Laut /hʊnt/ referiert. Als Referenz definiert Meibauer (2007, S. 180) die Relation zwischen einem sprachlichen Gebilde und entsprechenden Gegenständen, über welche in einer bestimmten Situation gesprochen oder geschrieben wird. Dementsprechend werden die Referenten als bezeichnete Gegenstände (Personen, Dinge oder Sachverhalte) in einem bestimmten Äußerungskontext begriffen. Die begrifflichen Informationen, die unter einem lexikalischen Ausdruck verstanden werden, werden als Intension des Ausdrucks bezeichnet. In diesem Beispiel gehören alle Charakteristika wie ‚Haustier‘, ‚vier Beine‘, ‚bellen‘ u. a. zur Intension des Lexems Hund. Demgegenüber umfasst die Extension eines lexikalischen Ausdrucks alle Objekte, die in der außersprachlichen Welt mit diesem Ausdruck bezeichnet werden. D. h. zur Extension von Hund gehören alle Individuen der Spezies (vgl. dazu Meibauer 2007, S. 178f.). 11
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